16. SONNTAG  -  C       22.07.2001

1. Les: Gen 18, 1-10;  Ps 14;  -  2. Les : Kol 1, 24-28 ;  -  Evang : Lk 10, 38-42

 

Im vorhergehenden Evangeliumsabschnitt hat Jesus uns die Erzählung vom Gleichnis des Barmherzigen Samariters ans Herz gelegt.  Was konnten seine Jünger verstanden haben?

Daß sie sich einsetzen müssen in der Liebe zum Mitmenschen, aufmerksam sein müssen auf seine Nöte,  bereit die eigenen Vorhaben zu verändern, um auf die Anliegen der anderen einzugehen.  Mit seinem Gleichnis hat Jesus aber nur das  Zweite der Gebote erläutert, über das der Gesetzeslehrer Jesus befragte. Über das erste Gebot hat Jesus niemand befragt, und das ist das wichtigste Gebot!

Die Gelegenheit bot sich im Haus von Freunden. Martha lädt Jesus ein und macht sich große Mühe Ihn und seine Jünger zu bedienen.  Diese Frau tut gerade das, was Jesus im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter gelehrt hat. Sie ist dienstbeflissen, großzügig, aufmerksam und aktiv.  Jesus hingegen bemerkt, daß ihr etwas  fehlt.  Die Tätigkeit und die Großzügigkeit verwandeln nicht das Herz der Martha, die zu einem gewissen Zeitpunkt herausplatzt, indem sie Jesus selbst wegen Seiner Unaufmerksamkeit schilt, die Schwester der Faulheit beschuldigt und so drängt sie dem Einen und der anderen ihren eigenen Willen auf.  Im eigenen Haus verbreitet sie ein Klima der Spannung, des Sich nicht Wohlfühlens, gerade während sie das Wohlbefinden ihrer Gäste zu verwirklichen sucht.

Martha fehlt die Gottesliebe, jene Liebe, die zuhören kann und gehorchen, jene Liebe, die  aufmerksam die geistlichen Nöte der anderen bemerkt und nicht nur die materiellen.  Martha hat ihr Herz nicht in dem des Vaters und deshalb merkt sie es nicht, daß  Jesus für sie eine Speise bereit hält, die viel wichtiger ist, als die sie Ihm bereitet.  Martha kann nicht zuhören und kann deshalb auch nicht gehorchen, sie kann nur befehlen!  Und so fühlt sich Jesus von ihr nicht geliebt, noch weniger die Schwester, und auch nicht die Jünger fühlen sich geliebt.

Wenn sie Gott lieben würde mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele, würde sie Jesus vor allem bitten: „Was willst Du, daß ich tun soll?“

Gerade das tut Maria. Die Schwester, die ganz Ohr ist,  ist bereit das zu tun, was Jesus gefällt!

Das ist die Liebe, die Jesus schätzt,  eine Liebe, die nicht vom Urteil zerstört wird und von der Anklage der Anderen,  auch nicht von Forderungen und nicht einmal vom Wunsch gute Figur zu machen. Es ist die Liebe, die zuhört!  Wir müssen selbstverständlich den Nächsten lieben, aber nachdem wir den Herrn angehört haben! Zuerst hören wir auf Gott und bieten uns an, Seinen Willen zu tun und dann werden wir bereit sein,  Seine Liebe an unsere Mitmenschen auszuteilen!   Wenn wir den Nächsten tatsächlich lieben, müssen wir ihm nicht unsere Liebe schenken, sondern die Liebe Gottes!  Das ist die wahre und vollkommene Liebe,  unsere ist arm und immer vermischt mit wenigstens ein bißchen Egoismus und erwarteter Dankbarkeit.

Die Lesung aus dem Kolosserbrief läßt uns das noch besser begreifen.  Unsere Nächstenliebe ist Teilhabe an der Liebe Jesu, und sie verwirklicht sich deshalb durch das Tragen Seines Kreuzes!

Die erste Lesung zeigt uns eine analoge Szene zu der des Evangeliums.  Abraham nimmt drei Männer auf, die er „Mein Herr“ nennt.  Sie sind in Wahrheit der Gott der Verheißung, Gott, der die Menschen liebt, ein Gott, der sich vom Menschen aufnehmen und bedienen läßt; und dabei vergilt Er es ihm mit einer Belohnung, die alle unsere Erwartungen unendlich übertreffen.  Die Nächstenliebe ist wahrhaft ein großes Geheimnis: Sie entsteht aus der Liebe zu Gott und vollendet sich darin und in der Liebe, die Gott zu uns hat!  Gott macht sich zu unserem Gast, gleichsam als Bettler von Zeichen der Liebe,  um uns auf diese Weise umwandeln zu können, damit wir IHM ähnlich werden. Er ist immer und nur der Gott der Liebe!  GOTT – LIEBE.