11.

"Habe ich dir nicht gesagt:

Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?"

(Joh 11,40)

 

Wir befinden uns vor einem Grab, das in den Felsen am Fuße eines Berges etwas außerhalb Bethaniens gehauen worden ist.

Einige Männer nähern sich dem großen Stein, der das Grab verschließt, um ihn wegzuschieben. Die Schwester des Toten macht Einwände: "Der Tote ist nicht nur tot, er riecht schon". Man darf den Stein nicht wegwälzen, sonst müßte man weglaufen.

Genau in dem Moment stellt Jesus, verwundert über Martas Einwand, die Frage:

"Habe ich dir nicht gesagt:

Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?"

In dieser Frage Jesu stecken zwei wichtige Mitteilungen.

Vor allem diese: Man braucht an seinem Wort nicht zu zweifeln. Was er gesagt hat, geschieht wirklich. Was vom Munde Jesu, des Sohnes Gottes, kommt, wird bestimmt Wirklichkeit, so wie das geschieht,

"was vom Munde Gottes kommt".

Jesus ist Offenbarung des Vaters und so Sein Wort. So wie man am Wort Gottes nicht zweifeln kann und will, so soll man auch nicht am Wort Jesu zweifeln.

Er wundert sich hingegen, daß Marta zweifelt. Ist sie vielleicht nicht gläubig? Gerade sie, die kurz vorher feierlich erklärt hatte:

" Ja, Herr, ich glaube, daß du der Messias bist,

der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll."

Zwischen dem Glaubenbekennen und dem konsequenten Glaubens-leben ist ein Unterschied; es braucht die praktische Übung!

Die zweite Mitteilung, die Jesus macht, ist diese: Wer glaubt, sieht das Unsichtbare. Wer im Glauben lebt, sieht die Herrlichkeit Desjenigen, den niemand gesehen hat.

Die Herrlichkeit Gottes ist da, auch wenn ich sie nicht sehe.

Aber meine Augen können sich öffnen, um die Gegenwart Gottes zu erkennen.

Was ist die Herrlichkeit Gottes?

Es ist die konkrete und sichtbare Art, wie sich Gott offenbart, d.h., wie ich erkennen kann, daß Gott Liebe ist, daß er Vater ist, daß Er jener ist, der dem Leblosen das Leben gibt, daß er das tut, was Er dem Armen und dem Sünder verheißen hat.

Jesus ist im Begriff, Marta die Herrlichkeit Gottes zu zeigen. Sie muß aber glauben. Sie muß Jesus vertrauen, sie muß ihrer Unter-scheidungsgabe vertrauen, sie muß zulassen, daß die Anwesenden seinem so unnormalen Befehl gehorchen, nämlich das Grab zu öffnen. Sie muß sich auf das gehörte Wort stützen, und nicht auf ihr eigenes Denken.

Jesus hatte gerade vorher den Glauben vorgestellt als Haltung desjenigen, der ihn aufnimmt, als eigenes Leben für die Zeit und Ewigkeit.

Nämlich: "Jeder, der lebt und glaubt an mich, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das?"

Wenn Marta nicht im Glauben bliebe, würde sie zwar bald Lazarus aus dem Grabe kommen sehen, aber es würde ihr nicht gelingen, die lebendige und wirkende Gegenwart Gottes in Jesus zu erkennen.

Wenn Marta nicht glauben würde, wäre die Auferweckung und das Weiterleben ihres Bruders nur eine Nachricht für die erste Seite einer Zeitung, in ihr selbst würde sich nichts ändern.

Wenn Marta hingegen glaubt, wird jener Tote, der die Stimme Jesu hört, für sie ein neuer Ort der Gegenwart Gottes, genau so groß und erhaben wie der heilige Tempel.

Die Herrlichkeit Gottes besteht darin, einen Toten zu sehen, der Jesus gehorcht und wieder anfängt, zu gehen mit der Hilfe Dessen, der von den Binden befreit, mit denen andere ihn im Tod gefesselt hatten.

Wie oft wird Marta, die an Jesus, den Sohn Gottes, glaubt, seine Herrlichkeit noch sehen!

Jeder Mensch zeigt die Herrlichkeit Gottes, wenn er beginnt - im Gehorsam auf den Anruf Jesu -, auf eigenen Beinen zu stehen, nachdem er vorher in der eigenen Ohnmacht gefesselt war von den Gewohnheiten, den eigenen Meinungen und den von allen anderen praktizierten, normalen Verhaltensweisen.

Wer an den Sohn Gottes glaubt, freut sich ganz fest darüber!

 

 

Herr Jesus, du bist auferstanden,

um nie mehr in den Tod,

weder in die Todesbedrohung

noch in die Todesangst zu fallen.

Du bist der Lebendige,

die Herrlichkeit Gottes auf ewig!

Wenn ich auf DICH schaue,

du auferstandener JESUS,

dann sehe ich wirklich die Herrlichkeit Gottes!

Halleluja!

 

12.

  "... damit alle, die zum Glauben an Gott gekommen sind,

sich nach Kräften bemühen, das Gute zu tun."

(Tit 3,8)

 

Ich habe bis jetzt von der Schönheit des Glaubens gesprochen. Und wieviel könnte man noch dazu sagen!

Unser Glaube stellt die Gegenwart und das wahre Angesicht Gottes ans Licht. Dieses Angesicht können wir nie anschauen, denn es ist glänzend wie die Sonne. Wir sehen nur die verschiedenen Aspekte unseres Lebens, die von seinem Licht von verschiedenen Seiten her erleuchtet, erwärmt, bedeutungsvoll und schön gemacht werden.

 

Deshalb liebe ich meinen Glauben!

 

Er wird aber auch zur Fähigkeit, zur Kraft und zum Ansporn, um jenem Gott, an den wir glauben, ähnlich zu werden. Er ist Liebe, und wenn wir an Ihn glauben, können wir nicht anders, als bereit sein zu lieben.

Der wahre Glaube entwickelt sich langsam und läßt uns in der Liebe wachsen. Wenn dieses Wachstum nicht erfolgt, dann ist es ein Zeichen, daß der Glaube, den wir zu haben behaupten, entweder nicht da ist oder schlecht eingepflanzt ist. Eine abgeschnittene Blume ist noch eine Blume, aber sie wird keine Frucht mehr bringen; so ist es mit einem schönen Glauben, der keine verborgenen Wurzeln hat.

Der hl. Paulus hat seinem Schüler Titus nahegelegt, über den Glauben der Christen zu wachen.

Der Glaube der Christen muß orthodox (rein) bleiben, d.h. er darf nicht abgleiten zu menschlichen Glaubensüberzeugungen und Meinungen, auch wenn sie noch so anziehend und beeindruckend sind.

Der Glaube muß auf der Auferstehung Jesu gegründet sein, aber er soll auch in guten Werken sichtbar werden.

Die Liebe zu ihrem Gott muß die Christen dazu drängen, Ihn bekanntzumachen.

Und wenn Gott Liebe ist, kann man Ihn durch Werke der Liebe bekanntmachen.

Und wenn Gott die Güte ist, macht man Ihn bekannt durch gute Werke. Deshalb werden die Christen, die Gott den Vater kennen, lieben und ihm vertrauen, wetteifern, um jene Werke zu vollbringen, die Sein Licht und Seine Liebe zu den Menschen aufleuchten lassen.

Worin bestehen die guten Werke?

Es gibt unzählige Möglichkeiten, weil Gott, der Gute, unendlich ist!

Und es ist Sein Geist, der sie eingibt, nährt und ihr Licht ausstrahlt, damit derjenige, der sie sieht, sie als Werk, Gabe und Abglanz Gottes erkennen kann.

Der Apostel, der uns an diese Gnade und Pflicht der Glaubenden erinnert, zählt auch - zu unserer Hilfe - einige gute Werke auf, in denen sich die Gläubigen auszeichnen sollen.

 

"Sich den Herrschern und Machthabern unterordnen und gehorchen", "niemand schmähen",

"nicht streitsüchtig sein,

sondern freundlich und gütig zu allen Menschen" (Tit 3,1-2).

 

Es scheint so, als ob Paulus das gleiche Licht auf den Christen aufleuchten sieht, das von Jesus ausging. ER ist der Untergebene, der Gehorsame, der Milde und Demütige von Herzen, der niemanden schmäht, nicht einmal seine Peiniger.

Jesus ist der wahre und erste Gläubige, der Erste in den guten Werken.

Jesus ist das Beispiel und das Muster für denjenigen, der an Gott glaubt.

 

Er ist nicht nur ein Beispiel.

 

Ich beschränke mich nicht nur darauf, auf seine Taten zu schauen, um sie nachzuahmen. Ich versuche hingegen, mit Ihm vereint zu sein - wie die Zweige mit der Rebe, damit neue gute Werke in neuen Situationen von Ihm in mir erzeugt werden können.

 

"Alles kann ich durch den, der mir Kraft gibt."

   

Herr Jesus, du bist mild,

demütig und zärtlich zu allen.

Du bist gehorsam und untertan aus Liebe.

Du bist gütig zu allen

und hast dich vorbehaltlos

 für alle aufgeopfert.

 

Fahre fort, in mir zu wirken

auf diese deine Weise,

 mit einer Liebe, die diese Merkmale hat.

So wird auch mein Leben dazu beitragen,

den lebendigen Gott bekanntzumachen,

 so daß Ihn viele lieben können.

 

13.  

"... und dabei auf Jesus blicken,

den Urheber und Vollender des Glaubens ..."

(Heb 12,12)

 

Zum zweiten Mal ladet der Briefschreiber die Hebräer ein, die Aufmerksamkeit auf Jesus zu richten. Das erste Mal (3,1) stellt er Ihn als "den Apostel und Hohenpriester, dem unser Bekenntnis gilt" dar, dieses Mal als "den Urheber und Vollender des Glaubens".

 

Der Glaube ist ohne Jesus nicht möglich!

 

ER ist es, der ihn formt, ihn bekundet, ihn heiligt und zur Vollendung bringt.

Es gab und gibt viele "Glauben" in der Welt und im Laufe der Geschichte. Derselbe Brief bringt ein sehr langes Verzeichnis von Personen, die im Glauben gelebt und den Glauben bezeugt haben, von Abel bis zu den letzten Propheten und bis zu den Märtyrern der Verfolgungen, die das jüdische Volk erlitten hat.

Es ist ein Glaube, der "gottgefällig" macht, denn man glaubt, "daß Gott lebt und daß er denen vergibt, die ihn suchen".

Es ist ein Glaube, der Gott Geschenke anbietet, der erleuchtet, um die Verdammnis zu sehen, in der die Welt sich befindet; ein Glaube, der dem Ruf Gottes folgen macht, der auf die ewige Stadt warten läßt.

Es ist ein Glaube, der Abraham dazu anhält, den Sohn zu opfern, der die Propheten sprechen läßt und der Verfolgungen und Leiden bis zum Tod ertragen läßt.

Es ist also ein starker, großer, fruchtbarer Glaube!

Aber dessen Urheber ist Jesus. Gäbe es nicht die Hoffnung auf seine Belohnung, das ewige Leben und die Auferstehung, die er als Erster "eröffnet" hat, wäre dieser Glaube eine Illusion.

Jesus ist der "Urheber" des Glaubens, der die Menschen zu Zeugen Gottes macht in den harten Proben, in den Kämpfen und in den Drangsalen, die sie leiden machen, nachdem sie sich Ihm übergeben haben. Er ist auch der Urheber des Glaubens der Patriarchen und Propheten, die Ihn nicht gekannt und trotzdem erwartet und ersehnt haben.

Jesus ist der "Vollender", der unseren Glauben vollkommen erleuchtet, so daß wir wissen, wer der Gott ist, dem wir uns anvertrauen und wieweit wir Ihm vertrauen dürfen.

Und wiederum ist es Jesus, der vollkommen macht, in dem Sinne, daß Er unseren Glauben zur Vollendung führt, wenn wir in das so klare Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung eingetaucht werden.

So führt uns unser Glaube dazu, uns in einem geistlichen Opfer darzubringen; in uns sterben zu lassen, "was in uns irdisch ist", uns selber zu sterben, wenn wir unseren Begierden und Trieben entsagen und unser Herz für die Bedürfnisse der Brüder öffnen.

Es ist unser Glaube, der uns ermuntert, "die anderen höher zu schätzen als uns selbst", die Liebe Gottes umzusetzen und so zu leben, daß unsere Umgebung in einen Ort verwandelt wird, wo die Liebe regiert, wo wir den Frieden mit allen suchen, weil wir uns Gott als einem wirklich liebenden Vater anvertrauen.

Jesus vervollkommnet unseren Glauben auch in dem Sinne, daß Er den Glauben für uns lebt. Er opfert sich dem Vater für uns. Er vertraut sich Ihm für uns an.

Er stirbt und zeigt uns dabei seine Liebe, sein Angesicht, seine Barmherzigkeit und Treue, so daß es für uns - getrieben mit zärtlicher Kraft - leichter wird, Ihn zu lieben und uns Ihm zu opfern.

 

Jesus lebt am Kreuz für uns die Fülle des Glaubens.

 

Wenn er ruft: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?", durchlebt Jesus all unsere Glaubensschwierigkeiten, all die Augenblicke, in denen wir nicht zu glauben imstande sind und in denen uns die Angst vor dem Leiden, vor der Einsamkeit und vor dem Tode überwältigen könnte.

Jesus vollendet unseren wankenden Glauben. Jesus bringt so dem Vater unseren vervollständigten, ganzen und reinen Glauben dar.

Und der Vater nimmt ihn gern an und belohnt uns dafür.

 

Jesus gebührt der Dank, dem Urheber und Vollender meines Glaubens.

Wie schön ist mein Glaube, wenn er wirklich gelebt wird.

Jesus selbst hält ihn als "Hoherpriester" in der Hand und bietet ihn dem Vater dar.

Dieser Glaube steigt wie wohlriechender und heiliger Weihrauch empor.  

Danke, Jesus,

für meinen Glauben,

den du behütest!  

 

14.  

"Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu,

denn er kann sich selbst nicht verleugnen."

(2 Tim 2,13)

 

Dieser Satz ist nicht vollständig, denn davor steht:

"Wenn wir ihn verleugnen, wird auch er uns verleugnen."

Jesus verleugnen heißt, ihn nicht als unseren Lehrer anzuerkennen, nachdem wir uns an seiner Lehre erfreuen durften, ihn nicht als unseren Retter anzuerkennen, nachdem wir von ihm geheilt und wiederbelebt worden sind, ihn nicht als unseren Erlöser anzuerkennen, nachdem uns durch seine Barmherzigkeit vergeben worden ist.

Wenn wir ihn verleugnen, kann er nicht zum Vater sagen:

"Dies ist mein Jünger, dies ist dein Kind."

Ihn verleugnen heißt, zur Welt zurückkehren, zu jener Welt, die ihm feindlich gesinnt ist, die ihn abgewiesen und gekreuzigt hat. Wenn wir zur Welt zurückkehren, hindern wir Jesus daran, uns als die Seinen dem Vater vorzustellen.

Das will uns der Apostel Paulus sagen.

Unser Ausharren in der Liebe zu Jesus und im Glauben an ihn, ist wichtig, lebenswichtig.

Aber er weiß auch, daß das Ausharren manchmal schwierig ist und daß das Ausharren im Glauben Höhen und Tiefen kennt, Augenblicke des Eifers und Augenblicke der Apathie, der Müdigkeit, der Dürre, der Mühe, der Dunkelheit und Einsamkeit.

In diesen Augenblicken ist unser Glaube nicht abwesend, aber er ist wenig ausgeprägt, wenig bedeutend, nicht mehr bezeugend. In diesen Fällen gleicht unser Glaube einem Automotor, dem das Benzin fehlt. Der Motor ist da, aber er bewegt sich nicht und bewegt auch nichts.

Was soll man in diesen Zeiten tun? Wie reagieren?

Der Apostel sagt es :

"Wenn wir untreu sind, bleibt er doch treu,

denn er kann sich selbst nicht verleugnen."

Uns kann es an Glauben mangeln. Es kann Tage geben, in denen wir kein Vertrauen mehr haben, in denen wir an die Gegenwart des Herrn neben uns zweifeln, Tage, an denen wir demoralisiert sind.

Und trotzdem:

"Er bleibt treu."

Jesus fährt fort, uns als Freunde zu behandeln, er bleibt bei uns, so wie er bei seinen verängstigten Jüngern auf dem Boot im Sturm geblieben ist, so wie er sich den zwei enttäuschten Jüngern, die Jerusalem verlassen hatten und nach Emmaus zurückkehrten, näherte, so wie er die Sieben rief, die auf dem See Genezareth nichts ohne ihn gefangen hatten.

"Er bleibt treu."

Der hl. Paulus erinnert uns daran. So kann unser Vertrauen in solchen Augenblicken wieder aufleben. Wenn wir wissen, daß "Er treu bleibt", werden wir nicht zulassen, daß die Müdigkeit, die Unruhe der Menschen, die Macht Satans, die Angst vor den Schwierigkeiten und vor der Einsamkeit, die Länge der Dürrezeit unseren Glauben und unseren entschiedenen Weg mit dem Herrn beeinflussen.

"Er bleibt treu."

Es ist wichtiger, was Jesus tut, als das was wir machen können. Die ständige Betrachtung Seines Angesichtes ist wichtiger, als über unsere Apathie zu weinen. Die Treue Jesu ist einflußreicher auf das Herz des Vaters, als meine Müdigkeit.

Wichtig ist, daß Jesus von mir sagen kann:

"Dieser gehört mir!

Er ist müde, aber er gehört mir.

Er wird versucht, aber er gehört mir.

Er ist ausgebrannt, aber er gehört mir.

Er hat einen schwachen Glauben, aber er gehört mir.

Er ist nicht imstande, mir zu vertrauen, aber er gehört mir."

 

Jesus, so ist es: ich gehöre dir.

Halte mich bei der Hand,

auch wenn du mich unwillig, mutlos und lieblos siehst.

Fahre fort in deiner Treue: Du bist die Liebe.

Du bist dem Vater gehorsam, du bist Sohn.

Du bist der Bräutigam der Kirche.

Du bist das Haupt des Leibes, dessen krankes Glied ich bin.

Du bist der Arzt, der für die Kranken gekommen ist.

Du bist die Vergebung Gottes für die Sünder.

Du bist die Auferstehung für die Toten.

 

Du kannst dich nicht selbst verleugnen.

Du fährst fort, Leben, Licht, Kraft, Vergebung zu schenken.

Du gibst weiterhin das Brot, das nährt,

den Wein, der erfreut,

das Wasser, das den Durst stillt.

Jesus, ich lebe in deiner Treue!

Wie groß, wie schön und kostbar ist mein Glaube,

auch wenn er nur da wäre,

um deine Treue in meinem fehlenden Glauben zu beweisen.

Du läßt mich den Glauben, den du mir geschenkt hast, lieben.

Danke, Jesus!  

 

15.  

"Ihr Glaube bewährt sich nicht."

(2 Tim 3,8, 1 Tim 4,1)

 

Leider kennen wir auch die Möglichkeit, daß wir Fehler und Abweichungen im Glauben für wahr halten. Das ist nicht die Schwachheit desjenigen, der nicht imstande ist, dem Vater zu vertrauen und sich ihm anzuvertrauen.

Es ist der Anspruch oder der Stolz, Behauptungen aufzustellen, die nicht auf Seinem Wort gründen, sondern auf menschlichen Überlegungen oder auf mehr oder weniger anziehenden Phantasien.

Auch das ist eine Möglichkeit, und sie ist gar nicht so fern von den christlichen Gemeinschaften, wenn schon der hl. Apostel Paulus sich damit hat beschäftigen müssen.

Es gibt welche, die zwar die christliche Lehre und das Glaubensbekenntnis der Apostel kennengelernt haben, aber den eigenen Wunsch nicht aufgeben, sich selbst zu behaupten und Lehrer zu sein, um Jünger und Bewunderer zu haben.

Vom Glaubensbekenntnis nehmen sie nur einen Teil an, soviel, daß sie freundlich aufgenommen werden, daran ändern sie dann etwas, um Neuigkeiten vorzuschlagen, um sich als Lehrer anzubieten, um sich als intelligent bewundern zu lassen.

"Ich bekenne das Credo der Kirche - mit einigen Änderungen", hat mir eine "gute", ehrliche und freundliche Person lächelnd gesagt.

Die kleinen "Änderungen" am Glaubensbekenntnis sind Auswüchse des Stolzes, die den Menschen von der Demut Gott gegenüber ganz fernhalten; sie fesseln ihn in der Finsternis.

Wer in sich Stolz zurückhält, hält die Tür für den Feind Gottes offen. Wer sich erhabener als die Intelligenz der Kirche hält, schließt vor dem Heiligen Geist die Tür zu. Und wo der Geist Gottes nicht ist, gibt es weder das Licht Seiner Geheimnisse, noch die Wahrheit.

Da sich deshalb

"ihr Glaube nicht bewährt",

"werden sie wenig Erfolg haben,

denn ihr Unverstand wird allen offenkundig werden."

 

"Ihr Glaube bewährt sich nicht."

 

Sie verändern die Glaubenswahrheiten, um einige ihrer Verhaltensweisen oder eigene Gewohnheiten zu rechtfertigen. Praktisch sind sie ihrem Egoismus ausgeliefert, da sie sich nicht ganz dem Gehorsam gegenüber dem Wort der Schrift, der Kirche, der Tradition der Kirche unterstellen wollen.

Der Tradition der Kirche gehorchen, ist Übung und Garantie der Demut, ist Gnade, heißt Glied jenes verherrlichten Leibes Christi sein, der immer noch die gleichen Zeichen des Kreuzes trägt. Sie werden nie geändert, noch weggenommen, noch vernarben sie.  

 

Wenn ich meinen Glauben liebe - er ist mein, weil er der Glaube der Kirche ist,

der ich angehöre -, verzichte ich auf persönliche Anschauungen, verzichte ich darauf, das Glaubensbekenntnis als Spielplatz des Stolzes und der leeren Überlegungen zu betrachten.

Ich suche hingegen Treue denen gegenüber, die ihn gelebt und sich darin geheiligt haben.

Ich stelle fest, daß ich den Glauben mehr liebe, und daß er mir mehr Frieden und Gelassenheit vermittelt, wenn ich weiß, daß er nicht das Ergebnis meiner Überlegung ist, sondern ein empfangenes Geschenk, eine sichere Verbindung mit dem Leben der Kirche, eine klare Teilnahme am Leben der Heiligen, die nun an der Gemeinschaft teilhaben, die in Ewigkeit die Herrlichkeit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes lobt und preist.  

 

Herr Jesus, ich danke dir,

denn auch du offenbarst dich - wie der Vater -

den Kleinen, den Armen, den Demütigen.

 

Du offenbarst dich jenen, die mit Einfachheit

den Glauben deiner Kirche annehmen,

jenen, die ohne Stolz lieben und gehorchen,

jenen, die treu der Lehre der Apostel folgen.

 

O Jesus, der du das Wort des Mose und der Propheten liebst,

du schlägst uns nicht vor, originell im Glauben zu sein,

sondern demütig das Glaubensgut der Kirche anzunehmen,

wie du den Worten, die schon geschrieben waren,

treu geblieben bist.

 

Ich danke dir, und ich bitte dich um den Heiligen Geist,

damit ich auch ausharrend bis zum Ende befunden werde,

und damit ich in Glaubenssachen nicht verworfen werde.

 

Hab Erbarmen mit mir und rette mich!  

16.  

"Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht."

(Jes 7,9b)

 

Der Prophet Jesaja sprach mit großer Entschiedenheit und Sicherheit. Er verfügte über eine jahrhundertealte Erfahrung seines Volkes, abgesehen von seiner persönlichen Erfahrung. Beim Überdenken der vorgefallenen Ereignisse der Vergangenheit konnte er zu dieser Schlußfolgerung kommen:

 

"Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht."

 

Der Beststand eines Volkes gründet nicht auf sich selbst, auf den eigenen Werten, auf der eigenen Kraft und Weisheit. Sogar die mächtigsten, tapfersten und intelligentesten Völker sind untergegangen, sie sind fast alle vergessen.

         Das einzige Volk, das zur Zeit Jesajas eine tausendjährige Geschichte vorweisen konnte, war sein Volk, das Volk Gottes. In seinem Volke hat sich, trotz Fehlern und Glaubensabfällen, trotz Verrat und Vergessen, immer "ein kleiner Rest" von Treuen erhalten.

Jene wehrlosen Armen setzten ihr Vertrauen in den lebendigen Gott und ließen sich nicht von der Macht des Geldes, von den Versprechungen der Mächtigen betrügen, noch ließen sie sich von den Drohungen der Gewalttätigen einschüchtern.

Sie waren schon gewohnt, den Tod, den Betrug jener zu sehen, die Illusion des Goldes, das, obwohl es leuchtend und glänzend ist, niemandem weder Leben, noch Freude, noch Trost, noch Liebesfähigkeit verleiht.

Gerade diese Armen hatten - trotz des ganzen Hochmuts und der ganzen Anmaßung der Großen - die Beständigkeit des Volkes in seinem Lande garantiert.

 

Sie hatten geglaubt.

 

Sie hatten ihre Hoffnung auf die Verheißungen des lebendigen Gottes gesetzt, jenes Gottes, der Sein Angesicht verborgen hält, der sich aber denen zeigt, die Ihm treu bleiben, obwohl sie Ihn nicht sehen.

 

"Glaubt ihr nicht, so habt ihr nicht (habt ihr keinen Bestand)."

 

Der Prophet zeigt diese Erfahrung auf. Er zeigt sie dem jüdischen Volk auf, aber dieses sein Wort gilt für jede Gemeinschaft: eine Familie, ein Dorf, einen Staat.

Gott allein kann sein sicheres Amen über jede Berufung, über jede Zusammenkunft, über jedes menschliche Versprechen aussprechen.

 

Ich glaube, daß Gott treu ist.

 

Ich traue seinem gesprochenen Wort, nicht meiner Klugheit und meinen Feststellungen. Ich vertraue mich seinen Verheißungen an, nicht meinen Entscheidungen, seinem Segen und nicht meinen Versprechen.  

 

Ich glaube an dich, Vater.

Ich glaube an dich, Jesus und Erlöser.

Ich glaube an dich, du lebenspendender Geist.

 

Meine Sicherheit bist du, Heiligste Dreifaltigkeit.

Auch die Sicherheit meiner Familie bist du.

Außerhalb des Glaubens an dich

gibt es keine Gemeinschaftserfahrung,

gibt es keine Liebe, die bis zur Selbstaufopferung,

bis zum Leiden, ja bis zum Tod fähig ist.

 

Außerhalb des Glaubens an dich herrschen

ständige Unsicherheit, Ungewißheit,

Spannung und Angst.

Wenn ich dir vertraue, ruht mein Herz aus,

werden meine Glieder an deiner Gegenwart satt,

legt sich meine Ungewißheit.

 

An dich glauben, ist Leben,

ist Frieden und große Sicherheit.

Wie kostbar ist der Glaube,

den du mir gegeben hast.

Wie schön ist der Glaube,

den du in mir und in der ganzen Kirche

mit deiner Treue pflegst.

 

Ich liebe den Glauben meiner Brüder,

ich liebe meinen Glauben,

ich liebe den Glauben,

der meinem Volke einen

 vielhundertjährigen Bestand verleiht.

 

Geliebter Glaube!  

17.  

"Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre."

(1 Petr 2,7)

 

Es ist der hl. Petrus, der - wenn man so sagen kann - den Hut vor denen zieht, die als Grundlage ihres Lebens die Person Jesu gewählt haben. In einem anderen Vers seines ersten Briefes (1 Petr 1,8) zeigt er Erstaunen und Bewunderung über jene Personen, die an Jesus glauben, ohne ihn je gesehen zu haben.

Jetzt erweist er ihnen die Ehre. Jene Personen sind wichtig, die glauben.

Der Glaube erhöht sie in den Augen Gottes: Warum sollten sie nicht auch groß sein in den Augen der Menschen?

Die Glaubenden verbreiten das Heil in der Welt, bringen die Gegenwart Gottes mitten unter die Menschen und öffnen die Herzen der Sünder für die Hoffnung.

Die Glaubenden lassen den verwunderten und mißtrauischen Augen der Welt den wahren Frieden, die brüderliche Gemeinschaft, die heitere Freude, die unentgeltliche und selbstlose Liebe erkennen.

Wer ist verdienstvoller als diese in der Geschichte der Völker?

Warum den tyrannisierenden Mächtigen, den demütigenden Gescheiten, den ausbeutenden Reichen, den prahlenden Intelligenten die Ehre erweisen und nicht den Demütigen, die den Himmel öffnen?

 

"Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre."

 

Der Apostel, der jetzt den Christen in Kleinasien schreibt, hat gerade daran erinnert, daß sie der geistige Bau sind, der von Gott errichtet wird auf dem Grund "eines erwählten, kostbaren Ecksteins, den ich in Ehren halte".

"Wer an ihn glaubt, der geht nicht zugrunde."

Diese Personen haben sich nicht betrügen lassen, es sind sichere und standfeste Personen, nicht weil sie stolz oder selbstsicher sind, sondern weil der "Stein", auf dem sie gegründet sind, sicher ist.

Sie verdienen Ehre, weil Gott sich ihrer bedient, wie eines "Hauses", sei es um selber darin zu wohnen, sei es um jene aufzunehmen, die Er lieben, verteidigen, erquicken und beheimaten will.

"Euch, die ihr glaubt, gilt diese Ehre."

Auch ich fühle mich geehrt. Und ich genieße sogar die Ehre des ersten Apostels, ja sogar die Ehre von Jesus selbst und daher auch die des Vaters.

Es interessiert mich nicht, ob die Regierenden dieser Welt, mich ehren oder verachten. Auch wenn sie mich ablehnen, so wie sie den "Stein" ablehnen, auf dem ich sicher stehe, so ändert sich nichts daran.

Ich fahre fort, zu glauben, zu stehen und mich von jenem "Eckstein" tragen zu lassen. Das "Haus", das auch durch meinen Glauben gebaut wird, wird eines Tages auch jene, die jetzt von außen verächtlich darauf schauen, aufnehmen und erwärmen können.

Die Liebe, die meinen Glauben bewahrt und ernährt, ist auch für sie bestimmt.

Die Hoffnung, die meine Augen lebendig und glänzend macht, ist auch für sie bereit.

Ich fahre fort, zu glauben, ich fahre fort, meinen Glauben zu lieben. Jener Glaube läßt mich als lebendigen Stein vereint sein mit anderen "lebendigen Steinen", damit das "Haus" mitten in der Welt errichtet werden kann, in dem viele Schutz finden, Kraft empfangen, geheilt werden und wieder Lieder anstimmen können.

Danke, Jesus,

daß du mich zusammen mit dem Vater ehrst.

Ich genieße es. 

Es ist eine Ehre, die dir zur Ehre gereicht,

denn mein Leben wird von dir

und von deinem Geist erfüllt,

wenn ich glaube. 

Es ist deine Frucht, die ich trage,

deine Weisheit, die in mir offenbar wird,

wenn ich glaube.

 

Es leuchtet deine Herrlichkeit auf,

wenn du mich ehrst.

Deshalb hast du den Vater gebeten,

verherrlicht zu werden,

denn deine Herrlichkeit

läßt die Seinen in ihrem Glanze aufstrahlen.

 

So freue auch ich mich, daß du mich ehrst.

 

Denn so werden die Barmherzigkeit,

die Liebeskraft und die Treue des Vaters

vor den Augen der Welt kundgetan.

 

Herrlichkeit und Ehre sei dir,

meinem Herrn Jesus!

18.

"Ich habe ... die Treue (im Glauben) gehalten."

(2 Tim 4,7)

 

Manche haben die Treue (im Glauben) nicht gehalten. Traurig zählt der Apostel Paulus den Namen manchen Jüngers auf, der in die Welt zurückgekehrt ist.

Durch die Abkehr manchen Jüngers vom Glauben an Jesus ist er in die Finsternis zurückgefallen; er ist Bürger des Todesreiches geworden.

Paulus - eingekerkert und schon dem äußersten Opfer nahe - kann sich hingegen rühmen, im Glauben treu geblieben zu sein.

Der Glaube wird wie ein Schatz, wie ein kostbares Gut angesehen, das er empfangen und unversehrt aufbewahrt hat, um es zurückzugeben. Es ist ein Schatz, der an die Talente oder an die Drachmen erinnert, welche die Diener bekommen haben und die sie, nachdem sie sie haben Frucht bringen lassen, ihrem Herrn zurückgegeben haben.

Dabei haben sie die Talente nicht verloren, sondern hundertfach zurückbekommen.

Es wundert mich noch immer, daß der hl. Paulus - dem Tod und der Begegnung mit seinem Herrn nahe - nicht sagt:

"Ich bin in der Liebe geblieben, habe ständig geliebt,

habe Werke der Liebe vollbracht."

Auch wenn das wahr ist, so weiß er doch, daß nicht diese Werke es sind, die ihn retten.

Sicher hat der Apostel, der den Hymnus an die Liebe geschrieben hat, sie auch gelebt, aber er kann nur sagen, daß er im Glauben treu geblieben ist.     Er weiß, daß das Opfer Jesu ihn gerettet hat, daß die Liebe Jesu ihn zum Kind Gottes gemacht hat und daß ER ihn ausdauernd in der Liebe gemacht hat.

Er weiß also, daß ihn das Gestütztbleiben auf Jesus, daß ihn der Glaube an Jesus rettet.

Genau wie Jesus gesagt hat:

"Wer glaubt und sich taufen läßt, der wird gerettet."

Wenn der Apostel Christi geliebt hat bis zum "Blutsopfer", wenn er aus Liebe zu den Heiden - ohne zu klagen - Seenot und Schläge, Hunger, Kälte und Steinigungen erlitten hat, wenn er seinen Leib als "wohlgefälliges Opfer" Gott dargebracht hat, dann ist dies auf Grund seines Glaubens geschehen.

Der Glaube hat seine Liebe verwurzelt und gestützt.

"Ich habe ... die Treue (im Glauben) gehalten."

Jesus würde zu ihm sagen:

"In allen meinen Prüfungen hast du bei mir ausgeharrt" (Lk 22,28).

 

 

"Ich habe ... die Treue (im Glauben) gehalten."

Es ist nicht möglich, den Glauben wie etwas Eingemachtes aufzubewahren. Der Glaube ist nicht eine Sache, er ist nicht etwas Lebensfernes.

Er ist die Vertrauens-, Hingabe- und Liebesbeziehung zum Vater und zu Seiner GABE.

Sagen zu können:

"Ich habe... die Treue (im Glauben) gehalten",

ist so, als wenn man sagen würde:

 

"Ich habe ständig auf dich gehört, Vater;

ich bin dir immer nachgefolgt, Jesus;

ich habe mich dir immer hingegeben, Heiliger Geist.

Ich war dir gehorsam, Herr;

ich habe dir gedient,

ich habe mich von dir führen lassen.

Und jetzt rechne ich noch immer nicht zusammen, was ich getan habe, sondern ich zähle auf deine Verheißungen, auf deine Barmherzigkeit, auf deine Treue."

"Ich habe ... die Treue (im Glauben ) gehalten."

Ich spüre eine heilige Eifersucht auf den Apostel. Aber ich bin auch sicher, daß Jesus das Gebet des Demütigen noch immer erhört und es zusammen mit seinem Blut auf den Himmelsaltar trägt.

Deshalb sage ich, da ich noch nicht sagen kann:

"Ich habe ... die Treue (im Glauben) gehalten":

 

"Herr, Jesus!

Du hast mich mit deinem Blut erkauft.

Du hast mich mit deiner Liebe erobert.

Du hast mich sehr oft von dem Bösen befreit.

Du bist auferstanden, um mich an dich zu ziehen.

 

Fahrt fort mit deiner Treue.

Ich bin ein armer Sünder.

Ich bin unfähig, dir treu zu sein.

 

Bringe du für mich dem Vater deine Treue dar.

Bewahre du meinen Glauben

bis zum Tag meiner Begegnung mit dir

und mit deiner Kirche,

die das Halleluja deiner Treue besingt."

 

AMEN

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