SIE FORDERN ZEICHEN

SIE SUCHEN WEISHEIT

  

„Wir verkündigen

Christus als den Gekreuzigten“.

[1 Kor 1,23] 

   

Fachleute auf diesem Gebiet sprechen von zehntausend Sekten und alternativen religiösen Gruppen in den USA, fast alle nach Lateinamerika verpflanzt. Genauso zahlreich sollen sie in Afrika sein. Wie viele gibt es in den östlichen Ländern?

In Europa findet man die einen und die anderen. Ich bin weder ein Sektenexperte, noch besonders darin bewandert. Der Blick, den ich auf diese Realität geworfen habe, hat mich zu zwei Überlegungen geführt.

Erstens: Wenn im Herzen des Menschen nicht die Freude des Evangeliums ist, suchen sein Herz und sein Verstand überall.

Zweitens: Es ist eine Pflicht für mich, die Christen zu informieren- wenn auch nicht vollständig-, damit sie wissen, in welcher Welt sie sich befinden und wie sie sich vor schädlichen Ideen verteidigen können, die sich hinter religiösen Etiketten oder humanitären Initiativen verstecken.

Sicher kann ich weder vollständig, noch ganz präzise sein, angesichts der Komplexität, Vielfältigkeit und Beweglichkeit dieser „Welt“, die in besonderer Weise die Jugendlichen erobern will.

Vielleicht wird es mir gelingen, daß du auf der Hut bist vor so vielen Neuigkeiten, die Versuchungen sind, auch wenn sie von den Massenmedien und auf den Mauer-Plakaten verbreitet werden.

Meine eigentliche Absicht ist aber die, in dir eine tiefere Liebe zu deinem Glauben, zu deiner Kirche oder besser eine lebendigere Liebe zum Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, dem einzigen Retter aller Menschen, zu entfachen, damit du ein froher, mutiger, demütiger und geduldiger Zeuge davon wirst.

 

Don Vigilio Covi


1.      WACHSAMER HIRTE

Ich spüre eine große Freude, wenn ich einer Person begegne, die sich ehrlich bemüht, Gott zu suchen. Erfolgsträume und Reichtümer oder sogar die Freunde haben sie enttäuscht, oder sie stellen sie nicht ganz zufrieden. Wenn diese Person mit Ehrlichkeit und Demut sucht, bin ich so voll Trost, als ob ich eine durch die Liebe geöffnete Tür finden würde. Es wäre schmerzlich, feststellen zu müssen, daß derjenige, der Gott sucht, sich auf einen Weg begibt, auf dem er Ihn nie finden wird. Und wenn dies mein Bruder oder mein Sohn wäre, würde ich dann nicht alles unternehmen, um ihm zu helfen, damit er merkt, daß er sich in eine Situation hinein manövriert, in der er nur Enttäuschung und Betrug finden wird, aus der es sehr schwierig sein wird, befreit zu werden?

Ich teile deswegen das Leiden, das Papst und Bischöfe bei verschiedenen Gelegenheiten ausgedrückt haben; ich glaube, jeder Christ leidet mit.

Der Hirte will und muß den Schafen den Weg zur üppigen und nahrhaften Weide zeigen, er muß die Schafe zum frischen Wasser führen, er muß die Herde zusammenhalten und sie ruhen lassen. Er will verhindern, daß auch nur eines der Schafe einen anderen, unbekannten Weg einschlägt, einen gefährlichen Weg und ohne Ausgang. Ein guter Hirte paßt auch auf, ob sich der Wolf nähert, er bemerkt ihn frühzeitig und – wenn er könnte – würde er den Schafen helfen, selber den Wolf zu erkennen, auch wenn er als Lamm verkleidet ist. Es ist für den Hirten auch nicht immer leicht, den Wolf zu erkennen, denn er verkleidet sich eben als Schaf, aber es ist für ihn auch nicht leicht, die Schafe zu verteidigen: es gibt manche, die neugierig und unfolgsam sind, die leicht unter die Zähne des Wolfes fallen.

Ich glaube, daß es sehr leicht ist, dieses Bild in die Realität zu übertragen.

Unter den Dingen, welche gesagt, propagiert, geglaubt und verbreitet werden, muß man unterscheiden, welche von Gott kommen und welche nicht, oder welche gegen ihn gerichtet sind.

Wenn es stimmt, daß jeder Mensch als Abbild Gottes und Ihm ähnlich geschaffen worden ist, dann stimmt aber auch, daß dieses Bild gestört und der Ähnlichkeit beraubt werden kann. Der Mensch kann gegen Gott rebellieren und andere in diese Rebellion hineinziehen. Blinde Führer sind keine guten Führer - die Welt hat immer einige gehabt und hat sie noch.

Du kennst Jesus Christus genug, um ihn Ihm den Hirten, die Speise, das Wasser und den sicheren Führer zu erkennen, denn Er kennt den Vater und Er kann uns mit Sicherheit zu Ihm führen.

Jeder andere, auch wenn er sich in anziehender Art vorstellt, gibt mir keine sichere Garantie, denn wer nicht mit Jesus sammelt, zerstreut! Auch die Hirten, die Jesus eingesetzt hat, müssen mich mit Ihm gehen lassen, mit dem Herrn und nicht nach eigenen Meinungen oder gescheiten Überlegungen. Also nicht nur der Papst, sondern jeder Christ muß bestrebt sein, im Lichte Jesu zu gehen und alle anderen zu Ihm zu führen und aufzupassen, daß derjenige, der mit Ihm ist, sich nicht davon entfernt.

Jenen Personen gegenüber, die suchen und glauben, einen Lebensbrunnen gefunden zu haben, die sich ohne oder gegen Jesus zusammenfinden, sind wir Christen verpflichtet, das Evangelium zu verkünden.

Wir können nicht schweigen. Wir haben in Jesus den wahren Retter erkannt, den wahren Freund der Menschen, den wahren Sohn Gottes, das wahre Angesicht der Liebe. Wir können nicht schweigen. Wir müssen es allen sagen, wenn wir Ihn lieben und wenn wir sie lieben. Es gibt nur einen Gott!

Wir müssen unser Herz auch jenen öffnen, die es verschließen, damit sie imstande sind, zu erkennen, daß es auch für sie Liebe und Freude gibt, daß es auch für sie einen Vater gibt, daß es auf für sie Geschwister gibt, die ohne Eigennutz lieben können. Aber öffnen wir nicht unser Herz, um uns von ihren schönen Reden verwirren zu lassen. Unser Herz ist offen, wenn wir in der Wahrheit (in Jesus) sind. In der Wahrheit sein, heißt, auch sagen können: „Du betest einen falschen Gott an, nicht jenen Gott, der sich in Jesus Christus geoffenbart hat, sondern den, den der Mensch versucht, nach seinem Bild zu malen.“

Um die geeigneten Worte zu finden, die sie verstehen, kann es nützlich sein, die Wege zu kennen, auf denen sie sich befinden. Es ist gut zu wissen, von welchem Gift sie berührt worden sind, um das wirksame Gegengift zu finden; es ist gut, die Sackgassen des Labyrinths, in dem sie sich versteckt halten, zu kennen, um ihnen zu helfen, den Weg der Wahrheit und des Lichts zu finden.

Deswegen interessiere ich mich, und auch du interessierst dich, für das, was sich hinter den Namen der Sekten und religiösen oder pseudoreligiösen Bewegungen versteckt, die so viele nach Wahrheit und Leben dürstende Personen anziehen.

Ich sagte, daß „es nützlich sein kann, zu wissen“, ich finde es aber nicht notwendig, immer alle ihre Situationen zu durchleuchten. Es ist besser, daß mein Verstand und mein Herz in der Betrachtung des Wortes Gottes, im Gebet fixiert sind.

Das ist die wahre Nahrung für mein Leben! Sonst laufe ich Gefahr, ein Mensch der „Reaktion“ oder in der „Verteidigung“ zu werden, mehr als ein Mensch, der in Jesus Christus eine neue Schöpfung ist. Nur so wird mein Leben wahres Zeugnis.

 

2.      EIN EINZIGER GOTT

„Unter den vielen Menschen, die Dich kennen oder die von Dir gehört haben, sagen manche, daß Du gut bist, andere, daß Du ein Tyrann bist. Es gibt welche, die sagen, daß Du neidisch und eifersüchtig bist, andere, daß Du freigebig bist. Mancher berichtet, daß Du freundlich und sympathisch bist, ein anderer, daß Du einschüchterst. Mancher würde Dir gerne begegnen, andere verstellen sich gerne auf heuchlerische Weise, wenn sie Dich sehen sollen.

Du bist der Einzige. Wieso gibt es so viele Ideen über Dich? Wem soll ich glauben? Du selber mußt mir zeigen, wem ich vertrauen soll!“

So sieht ungefähr unsere Kenntnis über Gott aus. Alle Menschen behaupten, etwas über Ihn sagen zu können. Und sie reden aufgrund ihre Überlegungen oder aufgrund einiger Erfahrungen, die sie mit ihrer jeweiligen Bildung interpretieren.

So entstehen unzählige Bilder von Gott. Jede Kultur schafft eines, sogar jeder Mensch kann neue Bilder schaffen. Die Chinesen leben soziale, persönliche und familiäre Erfahrungen anders als die Afrikaner, die Afrikaner als die Norweger, die Spanier anders als die Italiener, die Norditaliener anders als die Süditaliener, die Kinder von kinderreichen Familien anders als Einzelkinder, die Städter anders als Dorfbewohner, die Arbeiter anders als die Freiberufler. Es ist also verständlich, daß es viele „Bilder“ von Gott gibt, und daher viele Religionen, und daß immer neue entstehen. Jeder Mensch, der Gott sucht, und der nur über seine Intelligenz und seine Erfahrungen verfügt, wird sich einen Gott ausdenken, der anders ist, als den sich andere ausgemalt haben. Wenn er dann seine Entdeckungen konsequent leben will, fängt eine neue „Religion“ an. Wenn er über organisatorische Fähigkeiten und über Geld verfügt, kann er eine neue religiöse Bewegung gründen. Du kannst aber leicht verstehen, wie jedes Gottesbild, das vom Menschen entdeckt oder formuliert wird, unzulänglich sein muß, wenn nicht sogar total falsch. Die einzigen Erfahrungen nämlich, über die ein Mensch – jeder Mensch – verfügt, und auf denen er seine Überlegungen für die Suche nach Gott gründet, sind Erfahrungen, die vom Egoismus angegriffen und von der Sünde verdorben sind. Jeder Mensch trägt einen egozentrischen Impuls in sich, jeder Mensch ist ein Sünder. Es gibt einen einzigen Gott, dies stimmt, aber es gibt unzählige Bilder von Gott, und zwar Einbildungen von Gott. Ich muß Gott suchen und dabei alle Bilder ablehnen. Wie aber?

Es gibt eine Person, die von Gott selber dazu beauftragt ist: Er kann mich dem einzigen, wahren Gott begegnen lassen. Gott vertraut auf Jesus Christus. Er hat gezeigt, daß Er Jesus traut, indem Er Ihn von den Toten auferweckt hat. Der Person Jesu kann ich vertrauen. Nur das, was Jesus über Gott sagt, ist von Gott selber garantiert. Von dem, was mir die anderen sagen, muß ich mich hüten, und es abwägen aufgrund dessen, was Jesus gesagt und gelebt hat. Die Erfahrung Jesu ohne Egoismus, ohne Sünde, ist die einzige, die mich nicht betrügen kann. Er ist der Weg, um zum einzigen, wahren Gott zu gelangen, den Er selber „Vater“ nennt. Von Ihm behauptet Er, daß Er uns seinen Geist mitteilen will, um Ihn zu kennen, zu lieben und ihn anzunehmen.

Und Jesus ist zu allen Menschen gekommen, denn ohne Ihn würden wir alle Gefangene falscher Gottesbilder bleiben, auch wenn sie Anhänger großer und alter Religionen, auch wenn sie engagierte Mitglieder neuer, sensationeller Entdeckungen sein sollten. Wir müssen aber aufpassen, daß wir nicht so sehr auf unsere menschliche Erfahrung bauen, wenn wir über jenen Gott denken oder reden, den Jesus uns offenbart. Unsere Kenntnis über Gott ist nicht so sehr die Frucht des Wissens und des Nachdenkens, wenn sie auch einen gesunden und nützlichen Beitrag geben können (ich denke an die Wissenschaften, an die Kunst und im allgemeinen an die menschliche Kultur).

Sie ist vielmehr die Frucht einer echten „Erfahrung“: „Was wir gesehen und gehört haben und unsere Hände berührt haben“ [1 Joh 1,2]. Das soll verkündet werden und das ist es, was eine echte Verbindung mit Gott entstehen läßt.

Unsere Mentalität und Kultur können uns aber betrügen. Ich erkläre es mit einem Beispiel. Wir sagen, daß Gott allmächtig ist. Diese Eigenschaft wird ihm von der Bibel zugeschrieben, von den Propheten und den Aposteln. Wir aber, die auf die „Allmächtigkeit“ Gottes vertrauen, möchten manchmal, daß Er die Gewalttätigen sterben läßt, die Hand der Räuber anhält, daß Er jene lähmt, welche die Unschuldigen leiden lassen. Unsere Erfahrung von Macht ist eine Erfahrung von Zwängen, von Gewalt, von Geboten. Ohne viel nachzudenken, schreiben wir Gott diese Eigenschaften der Macht zu, die wir kennen. Und so schreiben wir Gott die Eigenschaften Satans zu. Wie schnell fälschen wir das Gottesbild! Wenn wir es nicht verformen wollen, müssen wir uns immer auf Jesus beziehen. Die Macht, die uns Jesus zeigt, ist die Macht der Liebe. Gott vermag alles. Ja, Er führt alles aus, was Er beschlossen hat, aber Er beschließt immer und nur aus Liebe.

Willst du die Macht Gottes sehen, dann mußt du auf Jesus am Kreuz schauen. Wir müssen uns auf die Erfahrung, die Jesus von Gott und von der Welt hat, beziehen, um den Sinn der Allmacht Gottes zu verstehen. Ähnlich mußt du auch mit allen anderen Worten umgehen, die sich auf Ihn beziehen: Gerechtigkeit, Erbarmen, Heil, Liebe, Wahrheit, usw. Die Erfahrung Jesu ist einzigartig, ohne Sünde, rein. Auf Ihn kann deswegen nur eine einzige Religion gründen, die wahre, die einzige, die dem einen Gott gefällt.

Und Gott freut sich, erkannt zu werden, wie Jesus ihn gekannt hat, und angebetet zu werden, wie Jesus ihn angebetet und geliebt hat. 

 

3.      DIE JUDEN VERLANGEN ZEICHEN 

Die spitzfindige Intuition von manchen, die sagen: „Wenn wir Kinder Gottes sind, müssen wir etwas von seiner Allmacht besitzen“, klingt mir überhaupt nicht neu. Sie gleicht derjenigen, die im Evangelium „Versuchung“ genannt wird. Erinnerst du dich an Jesus in der Wüste? Er ist vom Gedanken angegangen worden: „Wenn du Gottes Sohn bist, sag zu diesen Steinen, daß sie zu Brot werden!“, das heißt: „Da du Gottes Sohn bist, übe seine Macht aus!“ So wurde das Bild eines Gottes als „Zauberer“ oder „Gebieter“ vorgegeben: Sein Sohn muß Zauberer oder Gebieter sein. Der Sohn Gottes kann tun, was er will, wie mit einem Zauberstock oder mit einem Zauberwort.

 

Jesus hingegen „denkt“ anders. Wenn ich Sohn Gottes bin, bleibe ich Sohn, ich hänge von Ihm ab, von Ihm, der mich liebt und sich um mich kümmert, da Er mein Vater ist. Wenn ich Sohn bin, bleibe ich Sohn und benehme mich als Sohn!

Auch der hl. Paulus behandelt dieses Thema, wenn er sich an die Korinther wendet und schreibt: „Die Juden verlangen Zeichen, die Griechen suchen Weisheit, wir hingegen predigen Christus, den Gekreuzigten.“ [1 Kor 1,22]

„Die Juden verlangen Zeichen“. Die Juden sind diejenigen, die denken, Gott zu kennen, und die wissen, daß sie Ihm angehören, weil sie sein Volk sind. Mit dieser Sicherheit im Herzen erheben sie Rechte Gott gegenüber. Diese Haltung aber bringt ans Licht, daß sie Gott nur als Gebieter kennen. Ein Gebieter hat Pflichten seinen Untertanen gegenüber, gegenüber jenen, welche sich gut benehmen und ihn zufriedenstellen. Ein Gebieter ist ihnen einen Lohn schuldig, und ab und zu erwarten sie auch Prämien und Beförderungen. Und da Er ein Gebieter ist, der die Wirklichkeit beherrschen kann, muß Er seine Macht mit Wunderzeichen demonstrieren. Die Juden fragen Jesus oft: „Welche Zeichen vollbringst du, damit wir dir glauben können?“ Sie wollen Wunderzeichen sehen, um zu glauben. Ihr Glauben ist eigentlich kein Vertrauen zu Gott, sondern zu ihren eigenen Augen. Sie merken nicht, daß die Werke Jesu die Prophezeiungen verwirklichen, daß sie göttliche Werke sind! So erklärt auch Thomas, der Apostel, daß er nur glauben kann, nachdem er gesehen und berührt hat - ein Wunder. Zu ihm wird Jesus liebevoll sagen: „Selig, die nicht sehen und doch glauben.“ Gott um Wunder bitten, heißt, Ihm nicht zu vertrauen. Er kann sicher Wunder wirken, aber sie unsererseits zu verlangen und unseren Glauben daran zu knüpfen, ist keine Liebe, kein Vertrauen, kein Kindsein. Wunder zu verlangen, heißt, Gott unserem Verstand anzupassen; wir sind die Richter, sei es über das Zeichen, sei es über Gott! Die Haltung, Wunder zu verlangen, d.h. wundersame Zeichen über dem und außerhalb des Normalen, ist heute noch sehr verbreitet.

Es genügt, daran zu denken und zu beobachten, wie viele Christen fast krampfhaft nicht das Wort Gottes suchen, sondern ein Wort suchen, das auf wunderbare Weise erscheint: Botschaften, Erscheinungen, Eingebungen, so wie auch das zufällige Öffnen der Bibel, nicht um sich dem Willen Gottes demütig anheim zu stellen – wie es der heilige Franziskus getan hat –, sondern um eine wunderähnliche Antwort Gottes zu provozieren.

Es ist nicht meine Absicht, weder Jesus Christus als „Heiler”, wovon die Evangelien ganz klar reden, zurückzudrängen, noch den Auftrag, den Er den Aposteln gegeben hat, in der gleichen Art zu wirken. [Mt 9,35; Mk 16] Wenn schon, lasse ich mich vom gleichen Geist als Sohn führen, der sich nicht betrügen läßt im Gebrauch der „göttlichen Sohnschaft“.

 

 

Viele neue Formen der Religiosität gründen in der Suche von außerordentlichen Mächten, über der Normalität. Alle religiösen Bewegungen, die von Indien importiert werden und jene, die uns von Amerika verkauft werden, sind eine Suche nach dem Sensationellen, dem Wunderbaren; sei es, daß man es in uns selbst verborgen glaubt und das man erwecken kann mit geeigneten Übungen bei „Meditationen“, „Turnübungen“ und „Atemübungen“, sei es, daß man es im Außerirdischen sucht durch Mediums, durch Personen mit übernatürlichen Fähigkeiten oder durch besondere Riten. Man glaubt an Kontakte mit Geistern und Seelen, an die Reinkarnation, an UFO‘s, an Dämonen, an Personifikationen von kollektivem Unbewußten usw. Es gibt für jeden Geschmack etwas, aber nicht für denjenigen, der dem Vater vertrauen will!

Auch die Versuchung, das Göttliche durch die Magie zu suchen, hat mit dem Obengenannten zu tun. Heute nimmt sie – so wie schon immer – verschiedene Formen an: weiße und schwarze Magie, hohe und niedere Magie, offene oder versteckte oder heuchlerisch mit christlichen Parolen oder mit frommen Bildern verschleierte Magie. Jede Magie ist die Tendenz, höhere Macht besitzen zu wollen oder glauben zu machen, höhere, paranormale, göttliche oder teuflische Mächte zu besitzen, das ist egal.

 

 

4. DIE GRIECHEN SUCHEN WEISHEIT

 

Ich fahre fort mit dem Wort des heiligen Paulus, der sagt: „Die Griechen suchen Weisheit.“ [1 Kor 1,23] Die Bibel selber ermuntert uns, die Weisheit zu suchen; jene Weisheit, die von Gott kommt, die uns zu seinen Freunden und Vertrauten macht [Wsh 7], jene Weisheit, die von der Betrachtung des Wortes Gottes kommt und die in die demütigen und gehorsamen Seelen eindringt.

„Wir verkündigen Weisheit, aber nicht Weisheit von dieser Welt.“ [1 Kor 2,6] „Jesus Christus ist durch Gottes Wirken für uns zur Weisheit geworden.“ [1 Kor 1,30] Diese Weisheit wird im Griechischen „Gnosis“ genannt. Aber die Weisheit / Gnosis, welche die Griechen suchen, ist eine andere. Unter diesem Wort verstehen sie die Erkenntnis der Wirklichkeit als das Eindringen in die Dinge, in die Geheimnisse des Lebens und des Todes außerhalb der Beziehung zu Gott. Sie hoffen, Sicherheit und „Heil“ im intellektuellen Wissen zu finden. Diese menschliche Weisheit ist stolze Neugierde, intellektueller Ehrgeiz und führt nicht zum Gehorsam Gott gegenüber, sondern dazu, die eigene „Erkenntnis“ zu einem Gott zu machen! Die Versuchung besteht im Glauben, daß man zu dieser Erkenntnis kommt durch das Eindringen in die Dinge und in die menschlichen Erfahrungen, das nur intelligenten Leuten vorbehalten ist oder höheren Geistern, die von einem außerordentlichen Meister – lebend oder verstorben – eingeführt worden sind. Laut diesen Personen nennen „die armen Unwissenden“, „die einfachen Leute“ Gott, was ihrer Ansicht nach hingegen „wahre Wirklichkeit“ ist, die sie „Reines Gewissen“ oder „Kosmische Energie“ oder „Realität“ usw. nennen.

Für diese Personen sind die Religionen verschiedene Masken, welche die gleiche Wirklichkeit verhüllen: sie enthalten die Wahrheit, aber sie verhüllen sie. Man muß sie entziffern, um ihre Geheimnisse zu entdecken; nur diese Personen sind dazu imstande, denn sie besitzen einen höheren Geist. So entdecken sie das wahre „Ich“, das göttlichen Wesens ist.

Diese „Weisheit“ ersetzt Gott Vater, behindert die Begegnung mit Ihm. Im Altertum zeichneten sich die Griechen für diese Art von Weisheit aus. Der heilige Paulus hatte davon in Athen die Erfahrung gemacht, als die „Weisen“ ihn ausgelacht haben und sich der Verkündung des Evangeliums verschlossen haben. [Apg 17]

Heute beziehen sich die verschiedenen Bewegungen, die sich agnostisch nennen, auf die Erkenntnis, die wir vorhin beschrieben haben, nicht aber auf die Erkenntnis, wie sie der heilige Paulus verstanden hat: eine Frucht des Heiligen Geistes.

Diese agnostischen und esoterischen Bewegungen, die verschiedene Ursprünge haben (manche sind beeinflußt vom Hinduismus, andere vom Buddhismus, vom Islam, vom Spiritismus und sogar vom Christentum usw.), verbreiten ihre gemeinsame Mentalität, die man in einigen Punkten von grundlegender Wichtigkeit zusammenfassen kann:

Gott ist kein persönliches Wesen; Er kann dich also nicht befragen, noch mit dir sprechen, deswegen bist du Ihm keine Antwort schuldig! Gott ist in dir verborgen, du mußt ihn nur entdecken: du bist Gott! Wir sind göttlich, Gott ist uns gleich. Alles, was wir tun, ist göttlich. Es gibt daher keine Sünde, und deswegen auch keine Erlösung. Die Bibel irrt, oder man muß sie mit esoterischen Methoden interpretieren.

Auch Professoren, die sich mit der Entstehung des religiösen Bewußtseins im Kinde befassen, bewegen sich auf diesen Wegen bei der Vorbereitung der Erzieher, und diese werden in gleicher Weise – als religiöse Erfahrung – die Versuchungen und die Gebote des Herrn behandeln. Dies ist die logische Konsequenz der Säkularisierung. Wer nicht an Jesus glaubt, muß wohl sich selber das angeborene religiöse Gefühl des Kindes erklären und andere rationell dazu führen. Diese Suche nach „Weisheit“ ist also keine Suche nach Gott, sondern ein Versuch, sich selber zum „Gott“ zu erklären. Gott wird nicht als „der Andere“, als „Person“ verstanden. Man hält das eigene, tiefliegende oder unbewußte Ich für Gott; man läßt das eigene Unbewußte sprechen, indem man auf die eigenen Träume, auf die inneren Konflikte, auf die Wünsche achtet; und das nicht, um abzuschätzen, ob sie von Gott kommen, das heißt, nicht um die Versuchungen von den göttlichen Eingebungen zu unterscheiden – wie ein guter Christ tun würde –, sondern um die eigene Selbstverwirklichung zu suchen, indem man aber die Möglichkeit des Kreuzes strikt ablehnt. Eine solche „Weisheit“ sieht einen irdischen Gott, der in unserer menschlichen Erfahrung eingeschlossen ist. Wir hingegen betrachten unseren Vater, der im Himmel ist! Er ist über und außerhalb unserer Möglichkeiten, dennoch ist Er Jemand, der uns so liebt, daß Er uns ins Dasein ruft, uns das Leben gibt und uns sogar seine Fähigkeit zu lieben schenkt. Wir erreichen Ihn nicht mit unseren Möglichkeiten, aber Er trägt uns auf dem Arm, stärkt unser Verantwortungsgefühl und begegnet uns in der Liebe. Auch ohne Agnostiker zu sein, kann man auf der Suche nach wahrer Weisheit den Weg verfehlen. „Alle Athener und die Fremden dort taten nichts lieber, als die letzten Neuigkeiten zu erzählen oder zu hören.“ [Apg 17,21] Wenn wir die Fülle unseres Lebens in der Kultur, im Wissen, im Erkennen suchen, dann werden Bücher, Begegnungen, Weiterbildung und Diskussionen zum täglichen Brot, zur einzigen Nahrung, welche die Anbetung und das Gebet ersetzt. Wissenschaft, Bildung und Kultur haben eine wichtige Rolle auch im Leben des Glaubenden, aber sie werden nie die Begegnung mit dem lebendigen Gott ersetzen können. Außerhalb der Liebe, welche die Begegnung mit Gott im Gebet, im Lobpreis, in der Anbetung und in der Bereitschaft, seinen Willen zu tun, sucht, ist es nicht möglich, Ihm zu begegnen!

„Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.“ [Mt 11,25] Der Glaube also führt zur wahren „Gnosis“ der Welt und Gottes (vgl. zu diesem Punkt besonders den Brief an die Epheser). Der grundlegende Unterschied liegt nicht zwischen Gnosis und etwas anderem, sondern zwischen „falscher Gnosis“ und „wahrer Gnosis“. Diese ist den Kleinen gegeben, die sich dem Heiligen Geist öffnen.

 

5. WIR VERKÜNDIGEN CHRISTUS ALS DEN GEKREUZIGTEN

 

Der wahre Gott hat einen sonderbaren, neuen und unerwarteten Weg gewählt, um sich erkennen zu geben und sich von mir und von dir annehmen zu lassen.

Er hat den Weg des Kreuzes gewählt, den Weg der freien Selbsthingabe bis zum Tod. Er hat so gehandelt, weil Er die Liebe ist, nichts anderes als Liebe.

„Wir predigen Christus als den Gekreuzigten“, sagt Paulus.

Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir stellen weder die einen noch die anderen zufrieden. Unsere Aufgabe ist, weder Wunder zu tun noch schöne Überlegungen anzustellen; wir predigen, das heißt wir verkündigen eine Tatsache: Gott hat seinen Sohn in die Welt gesandt, Er hat Ihn befähigt, in seinem Namen zu handeln und zu reden. Er hat von Ihm verlangt, zu lieben und fortzufahren, zu lieben – auch unter den Schlägen der Menschen, die von Ihm Zeichen verlangten und Ihn nach der Wahrheit fragten.

Und Jesus hat die Liebe bis ans Kreuz getragen.

So sehen wir die Liebe, wenn wir auf das Kreuz schauen; wir sehen das wahre Gesicht Gottes, sein einziges und echtes Bild, das die Menschen nicht fälschen können und auch nicht leicht instrumentalisieren können. „Sie werden auf den blicken, den sie durchbohrt haben.“ [Joh 19,37 und Sach 12,10] Wir Christen verkündigen, was Gott getan hat, um uns entgegenzukommen, um uns dort zu finden, wo wir waren und wo wir sind: in der Rebellion, in der Sünde, in der Unwissenheit, auf falschen Wegen.

Die einen verlangen nach Wundern und Kräften, um sich von Gott zu überzeugen, die anderen suchen schöne Reden und gefeilte Überlegungen; wir verkündigen, was schon geschehen ist: Gott hat uns zuerst geliebt, Gott liebt uns, Gott ist Liebe. Gott zeigt sich nicht mit wundersamen Zeichen, daß er uns überlegen ist, so daß Er uns angst oder eifersüchtig machte; Er begegnet uns wie einer, der uns liebt, wie ein Vater. Er kommt uns so entgegen, daß wir alle, Arme und Reiche, Intelligente und Unwissende, Ihn lieben können.

Die Geschichte Jesu, von der Geburt in Bethlehem bis zum Tod auf Golgatha, ist der Beweis für diese Schritte, die Gott schon zu uns hin gemacht hat.

Wir müssen weder fragen noch suchen; wir haben schon empfangen und gefunden:

Jesus ist der Sohn Gottes. Sogar der Hauptmann, der Ihn ans Kreuz genagelt hat, hat dies anerkannt. Wir begegnen Gott in unserer menschlichen Erfahrung, wenn wir lieben, wenn wir das Leben opfern, wenn wir unsere Zeit, unsere Kräfte, unser Dasein umsonst schenken, wenn wir also etwas vom Leben Jesu leben.

„Wer liebt, kennt Gott. Wer nicht liebt, kennt Gott nicht, denn Gott ist Liebe.“

[1 Joh 4,7-8] Wer Wunder verlangt und Weisheit sucht, tut dies nur, weil er die eigene Größe und Ehre sucht; er wird so zum Grund des Leidens für andere. Er findet diese Wege bequemer. Gott hingegen läßt sich auf dem Weg der Liebe, des Opfers seines eigenen Lebens finden.

Dies ist ein anspruchsvoller Weg, der Leiden mit sich bringen kann und Selbstverleugnung. Es ist ein sicherer, aber sehr steiler Weg. Vielleicht finden die längeren und lärmenden Prozessionen auf den anderen Wegen statt, auf den Wegen der paranormalen Kräfte, des esoterischen Wissens, der Versprechungen irdischen Glücks und sicheren Heils, welche die Sekten verheißen.

Wer liebt, kennt Gott! Es ist der Weg der Kleinen, der Armen, der Demütigen; desjenigen, der sich zum Kind macht, der reinen Herzens ist, der nicht den eigenen Ruhm sucht.

Wer liebt, ist imstande, manches Kreuz zu tragen, und so kennt er Gott aus Erfahrung – denn er tut, was Gott selbst tut, er liebt, – und außerdem wird er selber Offenbarung Gottes. Wer liebt, offenbart das Gesicht Gottes. Er fährt fort, es den Menschen von heute zu offenbaren aus der Höhe seines kleinen Kreuzes, das er Jesus nachträgt und mit der Kraft, die aus der Liebesgemeinschaft mit Ihm entsteht.

Das Kreuz ist für die Juden ein Ärgernis, fährt der heilige Paulus fort, und Torheit für die Heiden. Wer denkt, daß Gott groß und mächtig sei, erstarrt vor dem Kreuz, das Schwachheit und Demut ist. Wer an einen Gott „Intelligenz“ denkt, hält das Kreuz für eine Narrheit und entfernt sich mit Abscheu von ihm.

Aber wer liebt, findet das Kreuz Jesu als hellen Leuchtturm, der anzieht und die ganze Realität verstehen läßt, der die Geschichte des einzelnen und der Völker in Gleichklang bringt, der dem demütigen Glauben Kraft gibt und Mut, um in der Liebe fortzufahren, um so in der Welt den Geist Gottes zu säen.

Wer so liebt, gründet sein Leben nicht hauptsächlich auf Moralnormen, noch ist er ein kalter Beachter von Vorschriften. Er ist weder rhetorisch noch sentimental, noch lebt er in einer Welt poetischer Fiktionen. Aus Gottes Gnade hat er jenes Verhalten verloren, die Grundsätze der Vergangenheit zu wiederholen und er ist frei von überlieferten Frömmigkeitsformen. Dies sind Fehler, die der Geist Gottes erkennen läßt und jenen heilt, der liebend das Kreuz Jesu findet. Das Kreuz ist keine Verteidigung, es ist ein ständiger großer Aufruf an alle (sei es an die Christen, sei es an jene, die in verschiedene Illusionen der Sekten fallen) zur Umkehr. 

 

6. NIEDERE ODER PRAKTISCHE MAGIE 

Die Tendenz – paradoxe Versuchung des Menschen – ist seit jeher jene, den Namen Gottes kennen zu wollen, nicht um Ihn zu lieben, wie Ihn ein Sohn lieben würde, sondern um Ihn zu besitzen, um von seiner vermeintlichen „Macht“ Gebrauch zu machen. In seiner Schwachheit und Begrenztheit paßt sich der Mensch nur schlecht an. Anstatt Vertrauen und Hingabe in Gott zu pflegen und an Seine Liebe zu glauben, will er die eigene Größe in seinen Händen und in seinem Kopf behalten, um sich nicht mehr schwach und ungeschützt zu fühlen. Der Mensch träumt daher immer von höheren Mächten, die er dann – mit mehr oder weniger verlockenden Begriffen – paranormal oder parapsychologisch oder anders nennt.

Und wenn einer in diesen Träumen richtig fixiert ist, macht es ihm nicht mehr viel aus, diese Macht vom Teufel zu verlangen, indem er mit ihm einen Pakt schließt. Und da viele Leute - auch gelehrte - leichtgläubig sind oder skrupellos, wissen sie daraus Profit zu ziehen, um ohne Mühe große Reichtümer anzuhäufen. So wird es schwierig, diesen psychologischen Betrug von anderen, noch schlimmeren, zu unterscheiden, der vom wahren Zauberer inszeniert wird; der Dämonen und Geister anruft und unter ihrem Einfluß redet und handelt.

Ich entnehme die Beschreibung der verschiedenen Formen der Magie einem Artikel der „Civiltà Cattolica“ (Nr. 3381, S. 211): „Die einfachste – und auch die häufigste – ist die praktische Magie, die von geheimnisvollen Formeln, von besonderen Riten und Filtern, von Amuletten und Glücksbringern Gebrauch macht, um Krankheiten zu heilen, um Hexereien, böse Blicke und Losentscheide aufzuheben, um eine verlorene Liebe wiederzugewinnen (weiße Magie), oder um Hexereien – auch todbringende – zum Schaden von Feinden und Gegnern zu bewirken (schwarze Magie). Teil der praktischen Magie ist auch die Kenntnis der Zukunft, die man durch das Lesen der Hand, der Karten oder durch die Beobachtung der Kristallkugel erreichen will.

Deswegen sind Heiler und Wahrsager die am meisten besuchten Magier; aber die teueren Magier sind jene, welche mit Zaubereien, Amuletten und Liebeszauber beschäftigt sind. Am teuersten ist natürlich die Zauberei, die den Tod einer Person zum Zweck hat. Sie kann bis zu 20 Millionen Lire kosten. Die eine Hälfte bezahlt man, wenn man die vom Magier hergestellte tödliche Zauberei bekommt, die andere Hälfte nach dem eingetretenen Tod!“

„Merkwürdig ist die Tatsache, daß Personen zum Magier gehen, die nicht nur nicht gläubig sind, sondern die sich für zu intelligent halten, um „den Fabeln“ des Christentums oder „den Maskeraden“ der Geistlichen zu glauben. Es ist tatsächlich ein Geheimnis, wie dieselben Personen magische Rezepte ernst nehmen – und diese gesalzen zahlen – wie jenes, das der Zauberer Ghimel in Mailand der Professorin C.Gatto Trocchi gegeben hat, die ihn (unter Vortäuschung falscher Tatsachen) gebeten hatte, ihr die verlorene Liebe ihres Mannes zurückzugeben, nachdem er von einer Jüngeren verzaubert worden war.“

Hier ist die große Gegenzauberformel: „Du mußt mit deinen Händen eine weiße Taube töten. Dann nimm ihr das Herz heraus und binde es mit drei Haaren deines Mannes zusammen. Bewahre sieben Tropfen vom Menstruationsblut auf und vermische sie mit dem Herzen, indem du sie darüber träufelst. Gib dieses Laricheapulver dazu, das geweiht ist und von dem nur ich das Geheimnis kenne.

Leg alles in eine kleine Schachtel und setze sie den Mondstrahlen aus. Wenn alles gut getrocknet ist, zerkleinere es und vermische es mit dem Kaffee deines Mannes. Es macht zweieinhalb Millionen aus.“

Wenn es wahr ist, daß 12 Millionen Italiener Magier aufsuchen, dann kann man in der Tat nur beeindruckt und bestürzt sein von einem solchen Grad an Gutgläubigkeit, der an Infantilismus und Einfältigkeit grenzt. Und man kann nicht sagen, daß es sich um ungebildete Personen handelt, vielleicht um Südländer, die nicht vom modernen Zeitgeist berührt wurden. In diesem Zusammenhang schreibt Frau Prof. G. Trocchi: „Nur in Mailand erstellen und verschicken zehntausend Zauberer-Unternehmer Planetarhoroskope, sie stellen Amulette und Glücksbringer her, sie bannen Hexereien und Zaubereien, sie lösen Verzauberungen, sie heben Losentscheide auf und sie bereiten – entsprechend bezahlt – Todeszaubereien zu oder sie stellen „Liebesknoten“ her.

Der Markt des Okkulten bewegt viele Hunderte von Milliarden, und der Glaube an die Magie wird vom modernen Zeitgeist keineswegs angegriffen.

Im Gegenteil, in sehr vielen kleinen und mittleren Unternehmen gibt es einen besonderen Berater für Magie, der im Hintergrund arbeitet, unter dem Deckmantel „Berater“ [„L‘ Europeo“, 13.-19. März 1991, Nr. 47] Sollen wir angesichts dieser Tatsachen lachen oder weinen? Wie notwendig ist es, Gott den Vater und die Liebe Jesu kennen zu lernen! Wer Magie praktiziert und davon Gebrauch macht, lebt in der inneren Versklavung, in der Angst, in der Lüge, in der Unfähigkeit, das Leben gelassen mit seinen Schwierigkeiten zu meistern und die kleinen Freuden zu genießen, sowie freie und überlegte Entscheidungen zu treffen.

Es genügt mir nicht, festzustellen, daß Magie und Zauberei ein Betrug sind, wenn nicht direkt vom Teufel (dort, wo Okkultismus im Spiel ist), mindestens aber von profitgierigen Menschen.

Ich muß verkündigen, daß wir einen Vater haben, daß Gott uns liebt, daß Er unsere Vergangenheit und unsere Zukunft kennt, daß Er uns mit Liebe leitet, und daß wir auf Ihn hören müssen und sollen. Und daß es, wenn Er uns auf den Weg des Leidens schickt, auch dort einen Liebesplan gibt, wenn auch verborgen. Wir sollen das Kreuz nicht um jeden Preis meiden, sondern es mit Liebe tragen, so daß auch wir Zeugen Gottes werden, der Liebe ist. Auch sollen wir nicht höhere Kenntnisse und Macht anstreben, denn „was Torheit Gottes ist, ist weiser als die Menschen, und was Schwachheit Gottes ist, ist stärker als die Menschen“. [1 Kor 1,25]

„Gott hat das Törichte in der Welt erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott.“ [1 Kor 1,27-29]

„Christus ... hat mich gesandt, das Evangelium zu verkünden, aber nicht mit gewandten und klugen Worten, damit das Kreuz Christi nicht um seine Kraft gebracht wird.“ [1 Kor 1,17]

  Fortsetzung