15. SONNTAG   im Jkr. – C -   (15.7.2001)

1. Les:  Dtn 30,10-14;  Ps 18  -  2. Les : Kol 1,15-20 ;  -  Evang : Lk 10,25-37

 

Die erste Lesung hilft uns, die Gebote Gottes als das einfachste und wirkungsvollste Instrument unserer wahren Verwirklichung zu betrachten, die uns Frieden und die Fülle der Freude schenken. Gottes Gebote sind hilfreich für unsere innersten Wünsche, die wir vielleicht nicht einmal auszudrücken vermögen.  Das Gebot der Liebe, auf das das Evangelium Bezug nimmt, ist uns wirklich sehr nahe im Munde und im Herzen! Die Liebe ist nur vollendet, wenn sie in Beziehung steht,  zu Gott und zu den Menschen, zu allen Menschen, die Gottes Ebenbilder sind.

Die Juden hatten und haben noch die schöne Gewohnheit, das Gebet dreimal am Tag mit der Wiederholung des Liebesgebotes Gottes zu beginnen: „Höre, Israel: Der Herr ist unser Gott, Er ist der einzige Herr.  Du sollst den Herrn, Deinen Gott lieben mit Deinem ganzen Herzen, mit der ganzen Seele und mit all Deinen Kräften. Diese Gebote, die ich Dir heute vorlege, seien in Deinem Herzen verankert; Du wirst sie Deinen Kindern wiederholen.“..(Dtn 6,4...). Deshalb ist es leicht für Jesus, dem Gesetzeslehrer zu helfen, von sich aus die Antwort zu geben auf Seine Frage: „Wie steht im Gesetz geschrieben? Wie liesest du dort?“  Und dann folgt die Gleichniserzählung, um den Nächsten zu beschreiben. Wer das Liebesgebot Gottes erfüllt, ist in der Nähe Gottes.

Das sehr schöne Gleichnis hilft uns zu erkennen, daß jeder Mensch, der Hilfe braucht, der Beziehungspunkt unserer liebenden und herzlichen Aufmerksamkeit sein muß.  Es führt uns auch in die Tiefe und ist wie eine Offenbarung, durch die sich der Herr Jesus selbst zeigt.  Wer ist der Mensch, der von Jerusalem nach Jericho hinabsteigt und unter die Räuber fällt, die ihn ausrauben und halbtot liegen lassen?  Warum versteht es niemand, ihm zu helfen? Und wer ist der Samariter, der ihn sieht und Mitleid mit ihm hat?  Der Überfallene entfernt sich von der Stadt Gottes, vom Ort der Anbetung und der Gemeinschaft mit dem Vater. Jeder Mensch, der sich von Gott entfernt, bleibt eine Zielscheibe des Feindes! Jeder Mensch, der sein Leben fern von Gott führen will, bleibt auf der Strecke: Wir erinnern uns an das Ende des jüngeren Sohnes im Gleichnis vom Verlorenen Sohn.  Er ist alleingelassen, weiß sich nicht mehr zu helfen, und niemand kann ihm eine Hand reichen: Er sieht keine Begründungen ein, noch findet er den Mut, noch die Mittel und auch nicht die nötige Liebe. Wer ist imstande, ihm zu helfen? Nur derjenige, der in die entgegengesetzte Richtung geht, der nach Jerusalem hinaufzieht.  Gerade Jesus ist auf dem Weg hinauf zur Heiligen Stadt,  sogar hin zur vollen Hingabe Seines Lebens, hinauf zum Ort, wo Er Sein Liebesopfer darbringt und zum Vater emporsteigt!  Jesus ist der Samariter, der Mitleid hat: Die Juden nannten Ihn so, um Ihn zu beleidigen und Ihn in den Augen des Volkes zu erniedrigen.

Jesus verwendet 12 Zeitwörter, um die Aufmerksamkeit des Samariters dem Überfallenen gegenüber zu schildern. 12 ist die Zahl der Fülle.  Die Barmherzigkeit Gottes dem Sünder gegenüber ist überaus groß und vollkommen.  An Seiner Liebe fehlt nichts. Sein Mitleid umgibt den schwachen Menschen, der wie ein verlorenes Schaf Beute des Todes geworden ist. Folgende sind die 12 Handlungsweisen des Erbarmens Gottes dem Menschen gegenüber, wie sie Jesus uns vorgelebt hat:  Er geht nahe heran, er sieht ihn, er hat Mitleid mit ihm, er nähert sich ihm, verbindet die Wunden, gießt Wein und Öl hinein, er ladet ihn auf sein Reittier, bringt ihn in eine Herberge, kümmert sich um ihn, zieht zwei Denare hervor, gibt sie dem Gastwirt und verspricht wiederzurückzukehren.  In diesen Handlungen finden wir ja die ganze Liebesgeschichte Jesu uns gegenüber!

Und was bedeuten die zwei Denare?   Und welches Hilfsmittel gibt Jesus jenem in die Hand, der sich für die Notleidenden interessieren soll?   Sind es nicht die beiden Gebote, das der Gottesliebe und der Nächstenliebe? Jeder von uns hat sie empfangen: Wir sind die Gastwirte, die das Notwendige schon besitzen, um die von der Sünde Verwundeten zu versorgen und wir haben das  Versprechen einer entgültigen Belohnung, die uns der  Wiederkommende Herr geben wird. Wenn wir nun die zweite Lesung hören, werden wir im Glauben an Jesus gestärkt, der in Wahrheit das Ebenbild  der Barmherzigen Liebe des Vaters ist; Sein Geschenk ist die Gegenwart Gottes,  denn in IHM währt die ganze Fülle der Liebe.  Jesus versöhnt alles mit dem Vater in Seinem Blut. Er ist der Samariter, der uns nach Hause bringt, wo wir wieder aufgebaut, erneuert und auf die Füße gestellt werden, um als wahre und frohe Gotteskinder vor dem Vater sein zu dürfen!   Danke, Herr Jesus! Ich liebe Dich und erbitte sogleich die beiden Münzen, die Du denen gibst, die aus Deiner Hand die Notleidenden der Erde empfangen!