Und
der Engel sprach zu mir:
„Schreib
auf:
Selig,
wer zum Hochzeitsmahl
des
Lammes eingeladen ist.“
(Offb
19,9)
Wir
sind zu sehr daran „gewöhnt“, zur Messe zu gehen.
Wir gehen, wie zu einem leeren
Ritus, ohne Leben, leider! Und so bringt sie keinerlei Frucht.
Hier
teile ich dir einige Betrachtungen und auch ein Echo von dem mit, was sich in mir
während der hl. Messe ereignet.
Vielleicht
gefällt es dir zu hören, wie ein Priester
die hl. Messe erlebt. Außerdem ist es auch nützlich, um sie wieder zur
Hauptsache unseres Lebens zu machen.
Ich
konnte und wollte des Thema auf diesen Seiten nicht erschöpfend behandeln, da
man die Geheimnisse des Glaubens nicht in erschöpfender Weise behandeln kann!
Außerdem
ist dies einfach eine Sammlung von Zeitungsartikeln, die in einem Zeitraum von
zwei Jahren in einem übergemeindlichen Pfarrblatt erschienen sind.
Lies
die Ausführungen wie einen Erfahrungsaustausch
zwischen Brüdern!
Den Kindern, die zum ersten Mal in die Sakristei kommen,
bleibt der Mund vor Staunen offen, wenn sie die großen Schränke voll von
kostbaren Meßgewändern sehen, die uns die Armut unserer Alten hier
hinterlassen hat.
Wenn ich sie anziehe, weiß ich, daß ich nicht kostbare
Stoffe anziehe, sondern den Glauben, den Opfergeist und die große Liebe zu Gott,
die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern pflegten. Ihre bewundernswerte
Freigebigkeit ist jetzt belohnt von Gott. Dieses Gold und diese Stickereien sind
die Erstlingsgaben ihrer Arbeit; sie sind ein Ausdruck davon, was von ihrem
Glauben und ihrem Leben geblieben ist.
Geblieben ist auch noch etwas anderes ... unser Glaube,
jenes religiöse Gefühl, das die Leute antreibt, sonntags zu kommen.
Wenn ich aus der Sakristei trete, sehe ich sie verstreut
in den Kirchenbänken.
Manchmal, nicht immer, frage ich mich wirklich, ob hier
nur ein Überbleibsel des Glaubens der Vorfahren ist, oder ob auch neuer Glaube
in den Bänken vorhanden ist. Aber die Dinge vermischen sich so sehr, daß es
schwierig ist, sie auseinanderzuhalten.
Auch von den Worten, die ich bei der hl. Messe spreche,
sind manche 2000 Jahre alte und neue; sie lassen sich jetzt nicht mehr
voneinander unterscheiden. Sie sind Teil eines
einzigen Gehorsams und eines einzigen Liebesaktes gegenüber dem Jesus, der
gesagt hat: „Tut dies zu meinem
Gedächtnis.“
Das
Kreuzzeichen: Es ist eine
schöne Geste, mit der wir zusammen beginnen. Ein Zeichen des Kreuzes auf dem Körper;
ein Zeichen, das unsere Weihe wiederholt. Wir gehören Gott, jenem Gott, der
sich selbst ohne Vorbehalt hingegeben hat.
Es ist das
Zeichen, das am Beginn und am Ende unseres Lebens steht. Mit ihm beginnen und
beschließen wir den Tag. Mit ihm beginnen und beschließen wir diese
Zusammenkunft.
Auch wer verspätet
kommt, vergißt es nicht. Wir sind nicht hier, weil wir es wollen; was wir tun,
tun wir nicht in unserem Namen, sondern im Namen jenes Vaters, der den Sohn
gesandt hat und der uns von rechts und links umgibt mit seinem Geist. Es ist das
Zeichen, das an die Taufe erinnert, aber auch an die Bekenntnisse meiner Sünden,
denn auch da wurde das Zeichen, über mir wiederholt. Jetzt will ich mich mit
Dankbarkeit daran erinnern.
Dann begrüße ich
alle (absichtlich auch die Zuspätgekommenen) mit den Worten, mit denen der
heilige Paulus in einem Brief die Christen von Korinth begrüßte... und all die
anderen, die ihn während der Jahrhunderte gelesen haben:
„Die
Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft
des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“
(2 Kor 13,13)
Es ist ein
wunderbarer Gruß! Wie soll man ihn erklären? Es ist nicht nur ein „Guten Tag“,
ein „Herzlich willkommen“, sondern er teilt etwas von Gott mit. Der Mund des
Priesters spricht nicht menschliche Dinge aus, sondern göttliche. Mancher, der
aufmerksam ist, spürt beim Erklingen dieser Worte etwas Neues in seiner Seele:
Gnade, Liebe, Einheit des Geistes mit den anwesenden Brüdern.
Ich höre quasi
wie ein Echo das: „Und mit deinem Geiste.“
Das schönste „Guten Tag, Hochwürden“ ist nicht so viel wert wie diese
Antwort. Mit diesem Wort, das mancher nur mechanisch zwischen seinen Zähnen
hervorkommen läßt, bietet ihr mir den schönsten Gruß des Tages und den schönsten,
den ihr zu geben imstande seid.
Seid ihr euch
bewußt, daß ihr mir sagt, mein Geist sei eins mit dem Gottes? Er ist sehr nötig,
damit ich mit der Meßfeier fortfahren kann.
Manchmal wirkt der Gruß, den
ihr mir gebt, wie eine kalte Dusche, die mich weckt. ... Ich war verärgert mit
den Ministranten; ich war überdrüssig wegen der vielen gesehenen und gehörten
Dinge; ich war enttäuscht wegen der übermäßig leeren Bänke; ich war in
Gedanken vertieft bei jener Familie oder bei jenem Problem, und ihr habt mir
gesagt: „Und mit deinem Geiste, d.h. es seien die Angelegenheiten Gottes und
Gott selbst!)“
Ich muß mich sofort aufrütteln und mich
der Liebe des Vaters und der Selbsthingabe des Sohnes anvertrauen. Ich muß
erneut meinen Geist in den Heiligen Geist eintauchen, wenn ich nicht das „Herr
erbarme dich“ in eine Lüge verwandeln will, das gleich anschließend folgt.
„Was haben die Brüder mit meinen Sünden zu tun?“
Es genügt, wenn ich sage: „Ich bekenne
Gott, dem Allmächtigen ...“ „Meine Sünden sind Privatsache und wehe
dem, der sie anrührt!“
Das
Blut Christi muß sie berühren. Ja, gerade
ER muß sie in die Hand nehmen, der Sohn Gottes, der sich nunmehr eins gemacht
hat mit seinem Leib, der Kirche. Was der Leib tut, weiß das Haupt! Was das
Haupt macht, weiß der Leib. Was Christus tut, das tut sein Leib, die Kirche.
Meine
Sünden, die den Leib Christi, die Kirche, beschmutzt haben, sind Angelegenheit
aller. Nicht erst, wenn ich um Vergebung bitte, sondern bereits wenn ich die Sünden
begangen habe.
Von
dem Moment an haben sie den Leib Christ entkräftet,
haben sie die Freude und das Zeugnis des Auferstandenen getrübt. Sie
haben viele andere Brüder in die Lauheit hineingezogen, gerade diejenigen,
welche nichts gemerkt haben, welche glauben, daß ich nicht in Sünde bin.
„Ich bekenne euch, Brüdern
und Schwestern“... ich bin
ein Sünder vor Gott. In meinem Leben habe ich gesündigt in Unterlassungen,
in Gedanken und mit Worten. Deshalb habt Erbarmen mit mir und nehmt euch
nicht zu sehr ein Beispiel an mir: denn es reicht nicht. Nehmt als Beispiel
Jesus Christus!
Die „Tod“-Sünden, welche die Einheit mit den Brüdern
und mit der Liebe Gottes zerstört haben, sind vergeben worden im Sakrament der
Beichte. Sie haben keinen Platz während der hl. Messe, sie würden zu sehr das
Klima des Heiligen Geistes stören.
Sie bedürfen einer speziellen Behandlung, sie müssen
besiegt werden durch die ausdrückliche Bitte um Vergebung an die Gemeinde (vertreten
durch den Priester und durch Gott). Aber wieviel Unvoll-kommenheit an Liebe,
wieviel Verfallen in Egoismus, wie viele nicht sofort vermiedene Versuchungen
und wie viele unkontrollierte Worte und Verhaltensweisen haben die Woche übersät!
Ich bitte um Reinigung, und
die Worte des Priesters sichern mir die Liebe Gottes zu und seine Absicht, mich
nicht fallen zu lassen. „Der allmächtige
Gott erbarme sich unser, er lasse uns die Sünden nach...“
Meine Sünden eines jeden Tages und jeder Stunde, die ich oft nicht
einmal wahrnehme, die die Liebe zu Gott und die Liebe Gottes in mir zu den Brüdern
abschwächen, haben keinen Bestand mehr. Nun reinigt mich das Wort des Priesters.
Das, was in meinem Herzen brodelte und den Frieden verhinderte, hat jetzt aufgehört,
mich zu beunruhigen. Ich kann einstimmen in den Freudenausbruch der Engel von
Bethlehem: „Ehre sei Gott... “
Für Jesus Christus kann man in die Hände klatschen oder
besser ihm zujubeln mit diesem Lied, das - begleitet mit der Orgel - die
himmlischen Chöre neidisch werden läßt!
Nach diesem Lobgesang lade ich alle zum Gebet ein. Ich
spreche es aus im Namen der versammelten Gemeinde. Es ist immer unterschiedlich,
aber es ist immer Frucht unserer Demut: Wir sind in allem bedürftig. Kein
Freund, keine Gesellschaft oder Organisation, keine
Versicherung oder Regierung, kein Patronat kann unser Herz erfüllen mit
Freude und Liebe, mit Gottähnlichkeit und mit dem Geist Gottes selbst. Zu ihm
heben wir unsere Augen auf, flehend und vertrauend.
Jetzt setze auch ich mich,
zusammen mit euch. Wenigstens einmal schweigt der Priester und hört auch zu.
Mit Freude!
Das Wort Gottes,
das jetzt ein Mann oder eine Frau verkündet, ist nicht nur dazu da, von mir
ausgesprochen zu werden, sondern auch um in meine Ohren einzudringen und sich im
Gehorsam zum Vater zu verwandeln.
Wer auch immer es liest, es ist Gott, der zu mir spricht.
Es stimmt, manchmal versteht nur der Priester, was gelesen wird: „Jenen
Propheten oder jenes Buch mit dem seltsamen Titel... werden die Juden vor drei
Tausend Jahren verstanden haben, aber mir sagen sie nichts...“
Mehr oder weniger bequem sitzend, sind wir an den Punkt
gelangt, wo wir das WORT GOTTES hören oder so tun, als ob wir es hören. Ich
sage es so, weil in Wirklichkeit beides geschieht.
Das WORT, das verkündet wird, sollte eindringen bis zum
Berührungspunkt von Seele und Geist, denn dazu ist es bestimmt. Es sollte zur
Lebensregel werden und zum beständigen Meditations-
und Gebetsobjekt ... sollte... .
Aber es gibt einige konkrete Hindernisse, die das WORT an seiner Tätigkeit hindern! Diese
Hindernisse kannte auch Jesus und er hat uns davor gewarnt.
Ein erstes Hindernis besteht darin, daß wir das WORT hören
als ertrügen wir das Geplapper eines Menschen, der neben uns im Omnibus sitzt.
„Das, was er sagt, interessiert und berührt
mich nicht. Er spricht von seinen Dingen, ich habe mit meinen genug. Er soll
nur reden, ich höre alles, aber ich habe bereits meine Überzeugungen.“
Es scheint nicht so, aber vielen Menschen geht es so bei
der hl. Messe. Wenn es nicht so wäre, bräuchten wir im Jahr '98 nicht
dieselben Lesungen zu wiederholen wie im Jahr '95!
Es gäbe eine Besserung!
Ein anderes Hindernis ist folgendes: „Das hat er gut
gesagt! Es ist wahr, was der heilige Paulus sagt. Es sollten sich alle danach richten.“ Einer erwartet, daß die
anderen es hören; er hört für die anderen. Ich hoffe, daß die Pfarrgemeinde
hört, und sie wartet darauf, daß ich mich bessere. Es ist wie ein Wettlauf:
Jeder erwartet sich etwas vom anderen.
Ein weiteres Hindernis ist die Enttäuschung. „Ich habe oft versucht, so zu leben, wie das
Evangelium sagt, aber dann... die Geschäfte, die Arbeit, die Kollegen- nicht
immer heilig-, die Sorgen... man muß sich arrangieren!“ So kann Gott dir nie
seine Treue und Macht zeigen, weil du ihm nie die Gelegenheit dazu gibst! Du
sitzt resigniert in der Bank. „Das WORT GOTTES ist nur etwas für die Heiligen,
nicht für mich!“ Du machst Gott zum Lügner.
Ein anderes Hindernis, das weit verbreitet, aber trotzdem
weniger schlimm ist, ist die Unwissenheit.
Ich spreche von der spezifischen Unkenntnis der Christen, einschließlich der
der Professoren und Doktoren, von einer skandalösen Unkenntnis, was das WORT
GOTTES, die Bibel betrifft. Es ist eine Tragik! Zweifellos ist mir ein Christ
lieber, der weder Verse noch Kapitel der Bibel kennt, aber demütig ist, als
einer, der alles auswendig weiß, aber stolz ist. Nicht die Kenntnis
macht heilig, sondern der Heilige Geist! Aber es stimmt auch, daß der
Heilige Geist die Unwissenheit nicht liebt. Du würdest mehr vom WORT verstehen,
das dir bei der hl. Messe verkündet wird, wenn
du zumindest eine grobe Kenntnis von der Bibel hättest.
Wenn einer diese Hindernisse
überwindet, entdeckt er, daß das WORT GOTTES in der heiligen Messe eine
Fundgrube an Weisheit und Mut, an Hoffnung und Liebe, an Zuversicht und Freude
ist! Wenn er dem Lektor antwortet und sagt: „Dank
sei Gott“, dann meint er es ehrlich. Wie sollte man nicht einem Gott
danken, der mit unseren Worten spricht, der unsere Art zu sprechen und unsere
Bilder gebraucht, um uns seine Gedanken und Pläne, seine Erwartungen und
Geheimnisse mitzuteilen. Es ist eine Würde für uns, seine Gesprächspartner zu
sein - das läßt uns das Haupt erheben!
Was vom Ambo aus dem großen, grünen Lektionar gelesen
wird, sind keine Reden von jemandem, der mich überzeugen will, daß er im Recht
ist, wie bei Wahlreden. Wir hören Worte, die aus dem Herzen DESSEN kommen, der
mich geschaffen und gerettet hat, der mir die Last der Sünden und eine Menge
von Ängsten abgenommen hat. Es sind nicht Worte zum Abwägen, sondern zum
Aufnehmen mit angehaltenem Atem und zu behüten wie ein Schatz.
Es gibt nichts Besseres!