"ÜBRIGGEBLIEBENE STÜCKE"

"... von den übriggebliebenen Brotstücken wurden zwölf Körbe voll." Mt.14,20

 

Gespräche unter den Jüngern Jesu

Jeder Apostel hat eine Tasche voll von Brotstücken. Es sind Stücke von geschnittenem, gerissenem Brot. Es sind ungleiche Stücke, zerdrückt von unsauberen Händen. Aber es ist immer Brot. Wenn du nicht auf die Form achtest, wenn du mit dem inneren Gehalt zufrieden bist, kannst du davon satt werden. Es sind Stücke, die von Jesus gesegnet sind. Ihm kannst du danken. Nimm diese Seiten an, als ob du einige von diesen übriggebliebenen Stücken bekommen würdest.

Don Vigilio Covi

Casa di Preghiera

38070 Tavodo (TN)

1. Anders als die anderen

Matthäus will Jesus lieben, er will Ihn wirklich lieben. Aber wie? Was heißt: Jesus lieben?
Von dieser Frage gefangen, findet Matthäus einen Weg: "Ich werde die Personen, die für Jesus wichtig sind, nachahmen." Er entdeckt, daß Jesus Vertrauen, großes Vertrauen Simon Petrus gibt. "Ich werde von Petrus lernen, wie man Jesus liebt" Und er fängt an, den Fischerjünger zu beobachten. Nach einiger Zeit
sagt Thomas zu ihm: "Wie bist du autoritär geworden, Matthäus!" Er antwortet nicht; er fängt an, nachzudenken. "Vielleicht muß ich die Liebe von Johannes nachahmen. Jesus liebt Johannes, also ahme ich sein Verhalten nach." Das bleibt nicht unbeachtet. Eine Woche später bemerkt Bartholomäus: "Matthäus! Vor einiger Zeit warst du nicht so 'süßlich'! Mir kommt vor, daß du die Haltung eines Kriechers annimmst! Was passiert?" Matthäus spürt Liebe in diesen Worten und deswegen kann er ihm sein Problem anvertrauen. Bartholomäus - mit echtem Vater- und Brudersinn - rät ihm: "Matthäus, liebe Jesus mit deinem Herz; folge Ihm nach. Wenn du auf die anderen schaust, fühlt Jesus weder deine Nachfolge noch deine Liebe. Deine Art zu lieben ist schön, weil sie anders ist als die der anderen und sie ergänzt jene der anderen." Matthäus fühlt sich erleichtert. Und er war es wirklich, denn er war sogar in Versuchung geraten, Judas Ischariot nachzuahmen: auch ihm hatte Jesus vertraut, so sehr, daß er ihm die Kasse übergeben hatte.

2. Seitdem er die Schlüssel bekommen hat

Philippus vertraut sich Matthäus an: "Hör was mir passiert; ich kann Petrus nicht mehr aushalten. Früher, wenn er mich etwas fragte, sagte er 'Machen wir das? Was sagst du? Wenn du willst, machen wir es so!' Jetzt hingegen, seit er die Schlüssel bekommen hat; hat er seine Art mit mir zu reden gewechselt. Er gibt Befehle und fertig. Geh, mach, komm, nimm. Diese autoritäre Art verdaue ich nicht." Matthäus versteht, was ihm Philippus anvertraut hat und er schaut ihn mit Liebe an. Nach einiger Zeit der Stille sagt er: "Auch ich habe die Veränderung in unserem Bruder Petrus gemerkt. Das mißfällt mir aber nicht. Ich sehe, daß er auf diese Weise versucht, Jesus zu gehorchen und so die Aufgabe, die ihm anvertraut worden ist, zu erfüllen. Auch mir fällt es schwer, herumkommandiert zu werden, ich merke aber, daß mir so die Gelegenheit gegeben wird, den Geist des Gehorsams zu üben, einen Geist, den wir vom Herrn selbst bekommen haben und in dem er uns ein Beispiel gegeben hat. Ich glaube, daß es Petrus auch schwerfällt, Befehle zu erteilen, und daß er gegen die Neigung, Anerkennung über sein Tun zu suchen, kämpfen muß. So ist er Jesus gehorsam, dem auch ich gehorchen will, indem ich erlaube, daß Petrus die Schlüssel dreht, so wie es ihm eingegeben wird. Mit seiner Art zu handeln liebt Petrus Jesus." Philippus hört zu und schweigt. Er hat verstanden, daß man, wenn man auf Jesus schaut, die positiven und wahren Seiten im Handeln der Brüder entdeckt. Indem man auf Jesus schaut, verschwinden Urteile und Kritik und man wächst seiner Größe entgegen die so ganz verschieden ist von der eines normalen Menschen.

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