An die Missionare gesandt von der Kirche Trient zur
"ersten" und zur "neuen"
Evangelisierung!
Diese "Notizen" kommen aus dem Archiv, aus dem
jeder gute Schreiber alte und neue Dinge herausholen
kann. Sie berücksichtigen folgendes:
- was der hl. Vigilius in den Briefen dem hl.
Simplicianus in Mailand und dem hl. Johannes Chrysostomus
in Konstantinopel geschrieben hat;
- den Brief, den ihm der hl. Ambrosius gesandt hat;
- einige Notizen über sein Leben, die in der
"Passio Sancti Vigilii" enthalten sind;
- allgemeine Geschichtskenntnisse;
- die Erfahrung christlichen Lebens gegründet auf der
Hl. Schrift - besonders dem Neuen Testament;
- das Gebet der Psalmen.
Wer dir die Notizen vorstellt, weiß, daß Heilige
sprechen zu lassen, nur für Heilige möglich ist.
Indessen ist der Schreiber ein täglicher Sünder, der
von der täglichen Vergebung Gottes und der Geschwister
lebt. Er hofft, daß ihm von Gott, von den Heiligen und
auch von dir die Unvollkommenheiten und die
Unterlassungen in seiner Arbeit verziehen werden. Deine
Heiligkeit wird die Lücken ausfüllen und die Fehler
unschädlich machen.
Vor allem hofft er aber, dazu beigetragen zu haben, den
Gott und Herrn zu verherrlichen, den der hl. Vigilius und
seine Freunde von dir weiterhin verehrt wissen wollen,
und zwar auf würdige Weise und heilbringend für viele.
Es sind 1600 Jahre vergangen seit der Geburt im Himmel
von den drei Söhnen und Freunden, von denen uns der hl.
Bischof erzählt: ihr Opfer wurde nämlich im Jahre 397
christlicher Zeitrechnung dargebracht; er selber folgte
ihnen im Erlangen der Märtyrerfahne wahrscheinlich im
Jahre 400, nachdem er fast 20 Jahre den bischöflichen
Dienst ausgeübt hatte. 1600 Jahre wie ein einziger Tag!
Ein intensiver und beeindruckender Tag der Liebe, der
dich miteinbezieht.
In den "Notizen" gibt es biblische Zitate und
einfache Andeutungen oder Erwähnungen der Hl. Schrift.
Sie sind meist kursiv gedruckt, um ein besseres
geistliches Verständnis der geschilderten Ereignisse
oder des Gebetes zu ermöglichen; es werden keine
Schriftstellen zitiert, um das Lesen nicht zu erschweren.
Dieser Text möchte den Glauben und die Liebe zu Jesus in
einfachen und demütigen Personen entfachen, die nicht
gewohnt sind, mehrere Bücher zugleich in der Hand zu
haben.
Dem einen und dreifaltigen Gott, dem Vater, der alle
Menschen liebt, dem Sohn, der den Namen des Vaters
bekanntmacht und dem Hl. Geist, der die Liebe in unsere
Herzen gießt, seien Ehre, Lob und Ruhm heute und in
Ewigkeit.
don Vigilio Covi
1
Ich befinde mich in dem Städtchen Trient, das sich in
einem Tal der Alpen befindet, sechzig Meilen nördlich
von Verona. Ich bin hier geboren und bleibe hier nach
deinem Willen, Herr Jesus Christus.
Du liebst das Volk dieser Stadt, das dich noch nicht
kennt. Nur ein kleiner Teil ist vom deinem Licht
erleuchtet, hört auf deine Stimme und befolgt deinen
Willen. Fast alle anderen dienen Götzen, die betrügen
und zum freien Ausbruch des Egoismus, der Lust und des
Ehrgeizes anregen.
Du hast mich beauftragt, daß ich mich deiner Kirche als
Bischof annehme. Die Presbyter mit den Christen der
kleinen und noch nicht gefestigten Gemeinde haben mich
zum Dienst erwählt, und der Nachfolger deiner Apostel
hat diese Wahl bestätigt; er hat mir die Hände
aufgelegt, hat mich geweiht und hat mir somit das heilige
Amt übertragen. In ihm will ich dir dienen, indem ich
deine Autorität ausübe, dein Erbarmen und deine
Vaterliebe bringe. Jene, die mich aufnehmen, nehmen dich
auf; jene, die mich hören, hören dich; jene, die mir
gehorchen, gehorchen dir. Ich habe deshalb gerne
angenommen, froh, dir dienen zu dürfen, der Du mich
erwählt hast, mich geliebt hast und mich von der
Versklavung nichtiger Götzen und von der leeren Art des
Lebens, in der ich mich befand und die mir meine Väter
übertragen hatten, befreit hast.
Du bist meine Hoffnung, Herr,
mein Vertrauen von Jugend an.
Vielen erschien ich wie ein Wunder:
du warst meine sichere Zuflucht.
Von deinem Lob ist mein Mund voll,
von deiner Ehre der ganze Tag.
Die Kirche, die du mir anvertraut hast, damit ich ihr
vorstehe, ist eine kleine Herde, man könnte sagen,
gerade geboren.
Jovinus und Abbondantius sind mir in diesem Amt
vorausgegangen, und sie haben mir dieses Erbe
überlassen. Als dritter, werde ich wachen - Vigilius ist
der Name, den mir deine Vorsehung gegeben hat -, damit
der Schatz des Glaubens an Dich, den sie gepredigt haben,
und die Liebe an deinen Namen, die sie gesät haben,
bleibe, wachse und sich ausbreite. Ich werde wachen, um
dein baldiges Kommen zu erwarten, du getreuer Bräutigam,
für das ich mich in Freude bereithalten und wozu ich
dieses Volk vorbereiten will.
Ich bin daher glücklich, meinen Namen in die Tat
umzusetzen; ich will, mein Gott, die natürlichen
Fähigkeiten, die du mir geschenkt hast, die
Wissenschaften, die ich in den Schulen aufgenommen habe,
die Weisheit, die du in mein Herz gegossen hast, in
deinen Dienst stellen, indem ich mit deinen Dienern
Gemeinschaft habe und die Heiligen Schriften meditiere.
Deine Rechte hat mich gestützt,
deine Güte hat mich wachsen lassen.
Dir sei Lob und Ehre, nur Dir die Herrlichkeit, auch aus
diesen Blättern, die ich schreibe, um mich an Dich, an
deine Gegenwart, an deinen ständigen Beistand zu
erinnern!
2
Ich habe den Dienst an dieser Kirche mit Bangen und
mit großer Freude angenommen.
Bangen, denn ich fühle mich wie in Mission gesandt, und
welche Mission! Deinen Namen, Jesus, zu bringen, als
Salz, als Licht, als Feuer, als Freudenwein, als wahrer
Gott dieses Volkes, das zum Teil dich kennt - aber noch
oberflächlich - und zum großen Teil dich noch nicht
kennt.
Bangen für die Ehre, die mir, Unwürdigem, vom Vater im
Himmel gegeben wird.
Bangen, denn ohne Zweifel wird der Dienst an deinem
Evangelium sich auch als Dienst an den Armen offenbaren
müssen; diese Armen, die immer mehr leiden aufgrund der
ständigen gewalttätigen politischen Umwälzungen. Die
Ziele der "Großen" wirken sich auf die Kleinen
aus, die Unterdrückung und Ausbeutung erleiden. Auch der
Glaube ist Ziel von Gewalt aufgrund von Häresien und
Fehlern, die Verwirrung in die Herzen derer streuen, die
seit kurzem getauft worden sind.
Bangen wegen der Aufnahme der Menschen dieser Stadt. Ich
bin wohl hier geboren, aber meine Familie ist römischen
Ursprungs. Das Mißtrauen den Fremden gegenüber dauert
lange in den kleinen Städten. Hinzu kommt, daß viele
Heiden auf die Wiederherstellung des Götzenkultes
hoffen, obwohl er offiziell abgeschafft worden ist.
Bangen, denn mir ist angekündigt worden, daß dieser Ort
ein Knotenpunkt von Fluren und Tälern ist, wo dein Name,
o Herr, noch gänzlich unbekannt ist. Wer wird ihn dort
zum Klingen bringen? Wird meine Stimme eine wirksame
Trompete sein oder eine süße Harfe, die deinen Namen,
in dem allein Heil ist, bekannt und liebenswürdig macht?
Mein Bangen löscht aber nicht die unendliche Freude aus,
die mein Herz erfüllt!
Dir dienen zu dürfen, mein Fels! Als erster die Fackel
des Glaubens an Dich in den Augen dessen, der noch blind
ist, anzünden zu dürfen; als erster deine Liebe dem zu
verkünden, der nicht weiß, daß Du Vater bist, du
wahrer Gott!
Deinen Tod und deine Auferstehung verkündigen zu
dürfen, o Menschensohn, und deren Mysterium zu
zelebrieren! Das österliche Halleluja zu singen und ins
reinigende und lebensbringende Wasser jene zu tauchen,
die das wahre Leben und die Freude der Einheit nicht
kennen, die du denen schenkst, die dich lieben!
Diese lahmen Menschen aufstehen und auf deinen Wegen
gehen zu lassen, die immer in Angst und Furcht wegen der
Worte und Riten von Magiern und angstmachenden Dämonen,
wegen der Habsucht von grausamen Wucherern, wegen der
offensichtlichen Ungerechtigkeiten im Berauben der
Arbeiter um ihre Löhne gelebt haben.
Es ist eine Aufgabe, die mich auf die gleiche Ebene mit
den hl. Aposteln stellt, auch wenn ich unwürdig und
ungeeignet bin. Eine Aufgabe, für welche sie frohlockend
das Leben gegeben und ihr Blut vergossen haben, weil sie
dich geliebt haben, du treuer Zeuge, der du auf Golgotha
starbst, um Licht und Heil zu sein. Werde ich auch
verdienen, gleich wie sie zu sein?
Der Herr vollende für mich sein Werk!
Dein Wille ist meine Freude.
Freude und Bangen mischen sich in meinem Herzen in dieser
ersten Zeit meines heiligen Dienstes in Trient.
3
Ich habe dem heiligen Bischof Ambrosius einen Brief
geschrieben. Ja, ich habe jenem Jünger des Herrn
geschrieben, der - Bischof einer großen Metropole -
deine Autorität über mich hat und viel Erfahrung; er
hat vor allem große, sehr große Liebe zu dir, mein Herr
Jesus. Für dich hat er eine vielversprechende politische
Karriere aufgegeben, für dich hat er sich dem Studium
der Hl. Schrift gewidmet, für dich hat er Lebensstil
geändert und hat in sein Haus Geschwister aufgenommen,
um alles mit ihnen zu teilen: Gebet, Arbeit, Hinhören,
Wort, Sorgen, Freude und Brot.
Bei ihm suchen Schwache und Mächtige Rat, zu ihm kommen
sie sogar aus dem fernen Osten, von der Kraft seines
Glaubens angezogen, dessen mutiger Verteidiger er ist.
Aus Liebe zur Wahrheit deines Namens und der
Nächstenliebe kann er Königen und Kaisern widerstehen,
und er bedient sich ihrer Drohungen, um deine Kirche zu
stärken. Und du begleitest sein Wort und sein Gebet mit
deinen Wundern.
Ich habe ihm geschrieben, um von ihm die Insignien zu
erbitten, die meine Sendung in deinem Namen auszeichnen,
und damit er mit seiner Weisheit, die du ihm gegeben
hast, mir Licht schenke für die Ausübung der Aufgabe,
die du, mein Gott, mir in dieser Region gibst.
Wie soll ich die Kirche in dieser Stadt führen, damit
sie sich der Evangelisierung der Täler öffnet?
Wie soll ich die Christen von der Versuchung bewahren, in
Gewohnheiten zurückzufallen, die Ausdruck von Heidentum,
Aberglaube und Versklavung durch Geld sind?
Wie soll ich die entlang der Wege verstreuten Dörfer
erreichen, und jene, die noch entfernter sind?
Welche Methode soll ich anwenden, damit die Heiden - die
nicht existierenden Götzen, gefährlichen magischen
Praktiken und falschen Lehren dienen - sich dir zuwenden,
leuchtender Morgenstern, dem Ehre in Ewigkeit gebührt?
Wie soll ich verhindern, daß neue, faszinierende, aber
gefährliche Religionen, die Soldaten und Händler aus
dem Orient hierher gebracht haben, mit unserem
zärtlichen und reichen Glauben, der allein Gemeinschaft,
Trost, Leben, Freude, Gerechtigkeit und Liebe schenkt,
vermischt werden?
Gib mir die Weisheit, die an deiner Seite thront,
damit sie mir beisteht und alle Mühe mit mir teile,
und damit ich erkenne, was dir gefällt.
Wer weiß, ob der Bischof von Mailand - eine
traditionsreiche Kirche mit einem ähnlichen Gebiet wie
diesem - mich erleuchten kann oder bei dir Vater,
Fürbitte einlegen kann, damit unsere Kirche erblühe und
aufleuchte?
Wenn du
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