Glaube und Leben (Fortsetzung)

6.  

"Stärke unseren Glauben!" (Lk 17,5)

 

Endlich öffnen die Apostel den Mund! Jesus hat zu den Jüngern - zu allen - von den verschiedenen Ansprüchen der Nachfolge gesprochen. Sie sind alle groß, alle anspruchsvoll, alle verändern die "normalen" Ausrichtungen des Lebens; aber der letzte, der sie zum Verzeihen siebenmal am Tag verpflichtet, ist der schwierigste Anspruch. Nicht einmal Mose, mit seinem Mut und seiner Autorität, hatte so viel gewagt, im Gegenteil, er hatte ein Wort Gottes gegeben, um die gegenseitige Rache zu regeln. "Aug um Aug, Zahn um Zahn."

 

Jesus hält sich nicht daran. Er zieht nur den Grund in Betracht, weshalb Mose die Rachsucht des Menschen gegen einen anderen Menschen, des Sünders gegen den Sünder, zu bändigen versuchte. Jesus zieht noch eine stärkere Bremse, die jede Reaktionsbewegung gegen die Sünde, gegen die Beleidigung stoppt.

Wenn dein Bruder sündigt, warum solltest du die Liebe, die du zu ihm immer hattest, durch den Haß ersetzen? Wenn dein Bruder sündigt, mußt du dann die Ähnlichkeit mit deinem Vater aufgeben, der barmherzig und langmütig ist?

Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, hast du dann nicht eine kostbare Gelegenheit, um das Angesicht deines Gottes zu offenbaren?

Die Apostel verstehen.

Die Worte Jesu können nur im Glauben gelebt werden, in der liebenden Beziehung mit dem Vater, im totalen Vertrauen zu Ihm.

Das Leben, das Jesus vorschlägt, mit all seinen persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten, ist nur mit einem großen und starken Glauben zu verwirklichen.

Und siehe, die Apostel bitten mit Demut, aber mit Entschlossenheit:

"Stärke unseren Glauben!"

Sie wissen, daß sie einen kleinen Glauben haben.

Sie wissen, daß er ein Geschenk ist, ein Geschenk, das Jesus selbst gewähren kann.

"Stärke unseren Glauben!"

Wir lehnen dein Wort nicht ab. Wir lehnen es nicht ab, noch rebellieren wir gegen deine Aufforderungen. Wir lassen uns nicht entmutigen, wenn wir sehen, wie weit wir von deiner Art zu leben entfernt sind, und wenn wir die Lebensführung der Kinder Gottes sehen.

Aber komm du uns zu Hilfe!

"Stärke unseren Glauben!"

Wir glauben bereits. Wir sind schon auf dem Weg, der zum Vater führt. Wir haben schon angefangen, dein Wort ernst zu nehmen, und wir wollen alles, was Du gesagt hast, ernst nehmen, aber wir haben nicht die Kraft, es umzusetzen.

Dem Menschen ist es nicht gegönnt, das göttliche Leben zu leben!

"Stärke unseren Glauben!"

Das Geschenk Gottes ist groß, aber es reicht nicht aus. Wir glauben, aber zu wenig. Sei freigebiger mit uns! Schenk uns einen anderen Glauben, als ihn andere haben, einen größeren!

Jesus hört die Bitte der Zwölf und merkt, daß in ihr eine Fülle von Gefühlen und Überzeugungen stecken: einige sind zu tadeln, andere zu ergründen und wieder andere anzuerkennen.

Was Jesus an dieser Bitte am meisten gefällt, ist ohne Zweifel die Demut, die sie ihnen in den Mund gelegt hat.

 

Den Demütigen schenkt Gott Gnade.

 

Die Gnade ist aber nicht eine Vermehrung des Glaubens. Komisch! Jesus scheint nicht zu schätzen, daß der Glaube zunehmen muß. Er muß - auch wenn wir sicher wären, daß er klein ist - geübt werden.

Es ist eine Gnade zu wissen, daß unser Glaube gering ist, daß er schwach ist.

Die Antwort Jesu ist die Wertschätzung für den vorhandenen Glauben.

Er ist so lebendig, groß und mächtig, auch wenn er klein ist - vergleiche das winzig kleine Senfkorn -, daß er göttliche Werke tun kann.

Wenn du mit dem vorhandenen Glauben handelst, auch wenn er dir klein erscheint, dann wirst du merken, daß Gott gegenwärtig und am Werk ist.

Vertraue auf Gott, und es wird dir gelingen, zu verzeihen, ein, zwei, drei ... sieben Mal am Tag!

Vertraue auf den Vater, und es wird dir gelingen, die Mäßigkeit und die Armut mit Freude zu leben!

 

Vertraue auf den Vater, und es wird dir gelingen, dich über die Rückkehr des auf Abwege geratenen Bruders zu freuen!

Vertraue auf den Vater, und es wird dir gelingen, die Jungfräulichkeit und die Reinheit zu leben, die von deinem Kind-Gottes-Sein verlangt wird!

 

Vertraue, befiehl dem Herrn deinen Weg!

 

Und die Pflanzen werden entwurzelt und die Berge versetzt werden, um den Weg für die grenzenlose Liebe deines Gottes zu bahnen.

Und dein Herz wird eins mit dem Seinen!  

 

7.  

"... damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen."

(Joh 20,31)

 

Der Evangelist Johannes nennt den Grund, weshalb er einige von den vielen Zeichen aufgeschrieben hat, die Jesus in seinem irdischen Leben und nach seiner Auferstehung gewirkt hat. Sie sollen den Glauben der Christen stärken.

"... damit ihr glaubt, daß Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen."

Hier ist der Glaube kurz zusammengefaßt: er bedeutet nicht, an einen Gott glauben, er bedeutet nicht glauben, daß "Jemand" über uns steht; er ist kein religiöses, unbestimmtes Gefühl; der Glaube ist also nicht der irgendeiner Religion. Nicht jeder, der etwas glaubt, hat den Glauben. Glauben heißt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes!

Hier heißt das Wort "glauben", etwas für richtig halten; bekennen, daß es wahr ist, daß Jesus der Gesalbte Gottes ist, d.h., beauftragt und berechtigt, in seinem Namen und mit seiner Kraft zu handeln.

Dieser Christus ist der Sohn Gottes; Er hat mit Gott eine ganz nahe, eine Urbeziehung. Er ist der Eingeborene des Vaters, wie derselbe Evangelist am Anfang seines Evangeliums schreibt. Der Sohn Gottes ist Jesus; Er ist der Mensch, er ist der fleischgewordene Mensch, der gestorben und auferstanden ist. Das ist der Inhalt des Glaubens, die erste und grundlegende Nachricht, der wir zustimmen sollen.

Was nützt es? Wozu nützt es, daran zu glauben? Was hat es für einen Zweck, an Jesus, den Christus, den Sohn Gottes, zu glauben?

Derselbe Evangelist sagt es:

"... damit ihr durch den Glauben das Leben habt."

Das ist der Glaube, der das Leben gibt.

Jeder andere Glaube gibt das Leben nicht.

Glaubst du an irgendeinen Gott? Du hast das Leben nicht.

Glaubst du an Allah? Du hast das Leben nicht.

Glaubst du an den Gott der Zeugen Jehowas? Du hast das Leben nicht.

Glaubst du an die heidnischen Götter? Du hast das Leben nicht.

Glaubst du an den Gott Buddhas, wenn er einen hat?

Du hast das Leben nicht.

Glaubst du an ein von dir selbst gemachtes Bild von "Gott": den Gott "Arbeit", den Gott "Geld", den Gott "Fortschritt"...?

Du hast das Leben nicht.

Bestenfalls glaubst du an den Gott des Alten Testamentes, aber ohne die Erfüllung seiner Verheißungen? Du hast das Leben nicht, so wie es die Pharisäer, die Jesus begegnet waren, nicht hatten.

Glaubst du an Jesus, den Gesalbten Gottes und Seinen Sohn?

Dann hast du das Leben. Willst du es probieren? Um zu verstehen, muß man probieren. Ich finde keine Worte, um es dir zu erklären.

Sicher, ein Toter weiß nicht, was Leben ist. Du kannst versuchen, es ihm zu erklären, aber er wird es nicht verstehen. Ich weiß, daß ich wie... tot war, solange ich mich nicht klar und bewußt auf Jesus eingelassen habe.

Der Glaube, den ich hatte, zwang mich, mit Ehrlichkeit, Reinheit und Aufrichtigkeit zu handeln. Der Glaube an Gott zeigte mir meine Sünden als schreckliche Taten und ließ mich oft und gerne schuldig fühlen, denn ich war unfähig, sie zu meiden.

Der Glaube an Gott verpflichtete mich, engagiert, ja sehr engagiert zu sein, aber ich war auch traurig und angespannt, in ständiger Anspannung wegen der Verpflichtungen, die mir der Glaube aufzwingt.

Welche Traurigkeit, an Gott zu glauben!

Es war ein Gott ohne Gesicht. Ja er war der einzige Gott, der Gott aller, der Gott seit Ewigkeit, aber er ließ mich als immer untreues Geschöpf fühlen. An Gott glauben - der Tod! Ich verstehe, warum viele nicht an Gott glauben wollen. Und jetzt sage ich auch niemanden, du mußt an Gott glauben. Ich glaube an Jesus, den Christus, den Sohn Gottes!

Wenn ich an Jesus glaube, fühle ich mich geliebt, gewollt, erwünscht.

Wenn ich an Jesus glaube, fühle ich in mir einen anderen Atem, ein anderes Leben.

Und wenn ich an IHN glaube, fühle ich eine schöne und tiefe Gemeinschaft mit Demjenigen, der mir sagt, daß er auch an Ihn - den Vater - glaubt. Wenn ich an Jesus glaube, weiß ich, daß ich Kind bin; daß ich einen Vater habe, der mir Vertrauen schenkt, der mein Leben, meine Arbeit, mein Ruhen schätzt.

Wenn ich an Jesus glaube, entdecke ich das Angesicht Gottes, so daß ich Ihn nicht mehr Gott nenne, sondern "Papa".

Der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes, läßt mich in ein Leben eintreten, das ich als neu, wahr, tief und dauerhaft erfahre; das wächst und unaufhörlich heranreift.

Wenn auch ich ein Evangelium schreiben könnte, damit du durch den Glauben das Leben hättest!

Aber das braucht es nicht, denn es ist schon geschrieben, erklärt und mit Bildern erläutert.

 

Danke, Herr Jesus Christus, Sohn Gottes,

für das Leben, das ich bekomme,

durch meinen Glauben an dich.

Ich bin froh, dir das sagen

und diesen Glauben erneuern zu können.

Er verbindet mich mit all denen,

die an dich, den von den Toten Auferstandenen, glauben.

Ich fühle mich mit ihnen wie in einer Familie.

 

8.  

"Als er ihren Glauben sah..."

(Lk 5,20)

 

Jesus sieht den Glauben.

 

Ich habe immer gedacht, daß der Glaube etwas Unsichtbares sei, etwas, das im Herzen der Menschen verborgen bleiben kann.

Jesus sieht hingegen den Glauben von einigen stillen Männern, die auf das Dach des Hauses gestiegen waren, in dem Jesus sich mit Schriftgelehrten und Pharisäern bei einem wichtigen Gespräch unterhielt.

Jesus sieht, was ich nicht sehe; er sieht, was die anderen Menschen nicht sehen.

 

Ist der Glaube also sichtbar? Sind meine Augen blind?  

Oder bin ich nicht gewohnt zu "lesen", was die anderen nicht sehen?

Ich habe versucht, mit den Augen Jesu zu schauen.

Jesus hat gesehen, wie jene Männer sich bewegten, einige von ihnen gesund, ein anderer gelähmt.

Aus ihren Gesten hat er die Gefühle ihres Herzens erkannt. Er hat "gesehen", in welche Beziehung sie zu ihm treten wollten. Sie haben ihn gesucht, sie wollten um jeden Preis zu ihm gelangen, um den Schwäch-sten und Ärmsten von ihnen zu ihm zu bringen.

Sie haben die Last getragen, sie haben sich nicht geschämt. Sie haben sich nicht vor den Großen in Jerusalem geniert, noch haben sie auf die Anstandsregeln geachtet: nämlich nicht zu stören, nicht zu unterbrechen, nichts kaputt zu machen.   

Jene Männer waren fest entschlossen, zu Jesus zu gelangen, um Ihm konkret und sichtbar den Grund ihres Leidens und ihrer Not vor Augen zu führen. In dieser Entscheidung, die von einer großen Hoffnung erfüllt war, sah Jesus den Glauben.

 

Welchen Glauben hat Jesus "gesehen"?

Was bedeutet "Glaube" für ihn?

Jene Männer hatten nicht daran gedacht, ihren Freund in die Synagoge, den Ort der Begegnung und des Gebetes, zu bringen. Sie hatten auch an kein besonderes Gebet gedacht, noch an eine Wallfahrt nach Jerusalem, um ein Opfer darzubringen.

Sie haben das Unmögliche versucht, um ihre Last vor Jesus "abzulegen".

So haben sie den Glauben an ihn kundgetan: sie haben auf IHN vertraut, mehr als auf das Gebet, mehr als auf die Synagoge, mehr als auf die Riten im Tempel der Heiligen Stadt.

Mit ihrer Tat haben sie gezeigt, daß sie Jesus, seinen Willen und sein Wort für die wahre Gegenwart des Gottes der Liebe hielten, den Gott, der die Schwachen und Leidenden liebt.

Sie haben sich nicht geirrt.

Jesus hat gemerkt, daß sie zu Ihm in Beziehung treten wollten, daß sie IHN schon in ihrem Geist und in ihrem Herzen als Geschenk Gottes angenommen hatten.

Er hat gesehen, daß sie die feste Gewißheit hatten, daß Gott den Leidenden gegenüber barmherzig, treu, mächtig, menschenfreundlich, erbarmungsvoll und aufmerksam ist.

Sie erkannten, daß dieser Gott mit den Augen Jesu sieht, daß er mit seinem Herzen liebt, mit seinen Lippen spricht, mit seinen Händen wirkt.

 

Sie glauben, daß Jesus Gegenwart Gottes ist, daß er GOTT ist.  

Sie glauben, daß Gott Denjenigen unter sie und für sie gesandt hat, der ihn vertritt.

Sie glauben, daß Gott sie nicht verlassen hat, im Gegenteil, daß er sich ihnen in Jesus konkret genähert hat.

 

Jesus hat ihren Glauben gesehen.  

Sie haben den Mund nicht aufgemacht, und doch hat Jesus ihren Glauben gesehen.

Bei ihrer Annäherung haben sie sich am Anfang des Weges von Adam befunden: sie sahen Gott von Angesicht zu Angesicht, so als ob sie sich von ihm nie entfernt hätten.

Indem sie sich so Jesus näherten, haben sie die Gabe angenommen, die Gott den Menschen anbietet. Sie stehen Ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüber - demütig und aufnahmebereit.

 

Gott ist wieder VATER für sie!  

So muß Jesus anerkennen, daß die durch die Sünde verursachte Entfernung ausgeschaltet worden ist.

Er "muß" zum Gelähmten sagen:

"Deine Sünden sind dir vergeben",

so als ob er sagen würde: "Es gibt keine Trennung mehr zwischen dir und Gott, denn du hast Sein Geschenk angenommen, du hast Mich angenommen."

Jesus hat den Glauben gesehen und erklärt nun dessen Folgen.

 

9.  

"Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat, so daß ihr an Gott glauben und auf ihn hoffen könnt."

(1 Petr 1,21)

 

Der hl. Petrus spricht gerade vom "Lamm ohne Fehl und Makel", Lamm also eines wohlgefälligen, vollkommenen, von Gott angenommenen und erhörten Opfers.

Unser Glaube ist sein Werk!

Wir glauben, weil Jesus sich dem Vater als Opfer dargebracht hat: unser Glaube ist die Folge dieses einzigartigen und unwiederholbaren Aktes.

Unser Glaube ist nicht "unser" Verdienst, ist nicht "unsere" Errungenschaft, nicht einmal, wenn es uns sehr viel Mühe kostet, wenn wir ihn wirklich leben wollen.

Mein Glaube wächst auf dem Kalvarienberg.

Ich vertraue auf jenen Gott, auf den Jesus am Kreuz vertraut hat. Ich vertraue mich jenem Gott an, in dessen Hände Jesus am Kreuz seinen Geist gelegt hat. Ich habe Gott kennengelernt und erfahren, Ihm wirklich zu vertrauen, als ich begann, Jesus als Lamm anzusehen und zu betrachten.

Wenn ich jetzt zu Gott sagen kann:

"Du bist mein Vater",

dann ist es das Verdienst Jesu. Wenn ich mich in Schwierigkeiten an Gott wende und auf sein Wirken und auf seine Macht baue, dann ist es wiederum das Verdienst Jesu.

Ich kenne Gott durch Jesus, und ich verlasse mich auf ihn wegen Jesus.

 

"Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen."  

Mein Glaube ist kostbar, denn er entspringt am Kreuz Jesu, aus seiner durchbohrten Seite.

Ich liebe meinen Glauben, denn er ist die Frucht jenes Lebensbaumes, der vom Blut meines Herrn getränkt ist.

Ich kann mich meines Glaubens rühmen, aber ich kann mich weder rühmen, daß ich glaube, noch daß ich Gott und die Geheimnisse seines Willens und seiner Liebe kenne.

 

Mein Glaube ist ein Geschenk.  

Jesus hat sein Blut vergossen, um mir dieses Geschenk anbieten zu können: das ist der Grund, warum ich den Glauben schätze.

Das Blut Jesu! Oder besser, das Blut des Leibes Christi!

Jesus hat mit seinem Blut das Werk vollendet, aus dem der Glaube, den ich empfangen habe, entspringt. Aber dann ist auch das Blut des Leibes Christi, d.h. all seiner Glieder, dazugekommen, damit der Glaube bis zu mir gelangen konnte.

Dessen waren sich die Apostel bewußt.

Der hl. Paulus schreibt ganz deutlich: "Ich freue mich über die Leiden, die ich für euch ertrage und ergänze an meinem Leib, was dem Leiden Christi noch fehlt...".

Paulus' Leiden sind für ihn Leiden des Leibes Christi. Jesus hat uns durch seinen Tod schon erlöst, und sein Tod hat über die Sünde gesiegt, d.h. über die Entfernung, die uns vom Vater trennt.

Aber damit dieser Sieg mich erreichen und mich miteinbeziehen konnte, brauchte es folgendes: die von den Aposteln erlittenen Bedrängnisse, das Opfer der Märtyrer, das Fasten und die Nachtwachen der Asketen, die Mühen der Priester, die Treue und Geduld sowie das Erbarmen meiner Eltern, ihr Bemühen um religiöse Weiterbildung, um dem kleinen Bub die großen Kenntnisse zu vermitteln, die das Leben tragen.

Wie zahlreich sind die Leiden Christi, die von seinem Leib (der Kirche) getragen und aufgeopfert wurden.

Das Gnadengeschenk - von Jesus am Kreuz erworben - durchläuft noch immer die Straßen der Welt mit den Füßen jener, die sich mit ihm und für ihn in einem ständigen Liebesopfer darbringen.

Es ist ein Opfer, das von einem immer brennenden Feuer aufsteigt, auf dem - wie wohlriechender Weihrauch - die Glieder des Leibes Christi verbrennen.

 

Wie kostbar ist mein Glaube!  

Welch hoher Preis wurde für ihn bezahlt, damit er vom Kalvarienberg in Jerusalem bis zu mir her gelangen konnte!

 

Ich liebe meinen Glauben:

den Glauben der Apostel und Märtyrer, den Glauben der Heiligen, den Glauben der einzig wirklich treuen Kirche.

 

10. 

"Einige schlossen sich ihm an und wurden gläubig."

(Apg 17,34)

 

Dionysius und Damaris und einige andere hatten wirklich Mut, den Glauben an Jesus, den von den Toten Auferstandenen, anzunehmen. Sie hatten den Mut, sich von allen anderen, von den Weisen und Großen, von den wichtigen Personen in Athen, zu unterscheiden.

Solange der hl. Paulus von den Göttern und vom unbekannten Gott, vom großen Gott, dem Schöpfer aller Dinge und Menschen, der uns näher ist als wir uns selbst, in dem wir leben und uns bewegen, redete, hörten ihm alle zu.

Solange es sich nur darum handelt, die Erfahrungen und die Werke der Menschen zu betrachten, zu bewundern und darüber nachzudenken, sind alle dabei.

Aber als der Apostel anfängt, das Wort jenes Gottes zu verkünden, dessen Wort das Handeln der Menschen betrifft, um es zu ändern, dann schließen sich die Ohren, zumindest im Moment.

 

"Darüber wollen wir dich ein andermal hören."

 

Ein Gott, der redet, ein Gott, der ins Leben der Menschen eingreift, obwohl er es nur tut, um ihn vom Tode wiederzuerwecken, ist ein unbequemer Gott, ein Gott, den man lieber bis zu einer anderen Gelegenheit zur Seite schiebt.

Für die Athener ist der Mensch jetzt gefragt. Gott darf nicht den Raum  des Menschen besetzen.

Paulus muß schweigen.

Die Großen und Weisen leugnen nicht, daß Gott der Richter der Welt ist, aber sie vertragen nicht, daß er durch einen Menschen urteilt, auch wenn jener von den Toten auferweckt worden ist. Für sie muß das Urteil Gottes in Gesetzen und gescheiten Reden eingeschlossen sein und nicht in dem Munde eines Menschen: nicht einmal wenn er auferweckt worden ist.

Den Weisen genügt ihre "Weisheit".

 

Dionysius und Damaris wurden hingegen gläubig.

Welches Wunder ist in ihnen geschehen? Sie haben sich erniedrigt, sie haben ihr Leben nicht mehr ihrer Weisheit anvertraut, sondern jenem Jesus, der gerade als der von Gott eingesetzte Richter verkündigt wurde. Sie haben sich selber für unwissend, ohnmächtig und als Sünder betrachtet.

 

Paulus hatte nämlich gesagt:

"Gott, der über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen hat, läßt jetzt den Menschen verkünden, daß überall alle umkehren sollen"

(Apg 17,30).

Obwohl sie Griechen waren, hatten sie die Demut, sich für gleich zu halten wie die anderen und auch die Änderung der Lebensweise zu brauchen wie die anderen.

 

Sie wurden gläubig.

 

Der Glaube an die Götter, die sie früher anbeteten, war kein Glaube. Erst jetzt werden sie gläubig.

Wenn Jesus in ihr Leben eintritt, werden sie gläubig. Vorher waren sie in "der Zeit der Unwissenheit".

Sie hatten wohl ihren "unbekannten Gott", dessen Name Paulus benützt, um vom bekannten Gott zu sprechen. Sie hatten sogar Dichter mit Eingebungen über Gott, die man teilen kann.

Es glänzten bereits die "Sterne" in ihrer Nacht, aber die Nacht blieb finster: es war eben "die Zeit der Unwissenheit".

Wer Jesus nicht kennt, wer nicht an seine Auferstehung von den Toten glaubt und sich nicht seinem Urteilsspruch unterwirft, verharrt in "der Zeit der Unwissenheit".

Ihr könnt mir sagen, daß einige Glaubensüberzeugungen auf sehr alten Philosophien und Traditionen beruhen, die von sehr großen Völkern herstammen, so daß sie den Titel "große Religionen" verdienen.

Aber weder das Alter, noch die Verbreitung bewirken Wahrheit.

Ich stelle mich hinter Dionysius und Damaris, ausgelacht zusammen mit Paulus, und glaube an die von Gott an Jesus gegebene Bestätigung, nämlich ihn von den Toten aufzuerwecken, und ich lasse mich von Seinem Wort richten.

 

Und ich liebe diesen Glauben: ein Wunder des lebendigen Gottes!    

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