Glaube und Leben (Fortsetzung)
6.
"Stärke unseren
Glauben!"
Endlich öffnen die Apostel den Mund! Jesus
hat zu den Jüngern - zu allen - von den verschiedenen Ansprüchen der Nachfolge
gesprochen. Sie sind alle groß, alle anspruchsvoll, alle verändern die "normalen"
Ausrichtungen des Lebens; aber der letzte, der sie zum Verzeihen siebenmal am
Tag verpflichtet, ist der schwierigste Anspruch. Nicht einmal Mose, mit seinem
Mut und seiner Autorität, hatte so viel gewagt, im Gegenteil, er hatte ein Wort
Gottes gegeben, um die gegenseitige Rache zu regeln. "Aug
um Aug, Zahn um Zahn."
Jesus hält sich nicht daran. Er zieht nur den
Grund in Betracht, weshalb Mose die Rachsucht des Menschen gegen einen anderen
Menschen, des Sünders gegen den Sünder, zu bändigen versuchte. Jesus zieht
noch eine stärkere Bremse, die jede Reaktionsbewegung gegen die Sünde, gegen
die Beleidigung stoppt.
Wenn dein Bruder sündigt, warum solltest du
die Liebe, die du zu ihm immer hattest, durch den Haß ersetzen? Wenn dein
Bruder sündigt, mußt du dann die Ähnlichkeit mit deinem Vater aufgeben, der
barmherzig und langmütig ist?
Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, hast du
dann nicht eine kostbare Gelegenheit, um das Angesicht deines Gottes zu
offenbaren?
Die Apostel verstehen.
Die Worte Jesu können nur im Glauben
gelebt werden, in der liebenden Beziehung mit dem Vater, im totalen Vertrauen
zu Ihm.
Das Leben, das Jesus vorschlägt, mit all
seinen persönlichen, sozialen und wirtschaftlichen Aspekten, ist nur mit einem
großen und starken Glauben zu verwirklichen.
Und siehe, die Apostel bitten mit Demut, aber
mit Entschlossenheit:
"Stärke
unseren Glauben!"
Sie wissen, daß sie einen kleinen Glauben
haben.
Sie wissen, daß er ein Geschenk ist, ein
Geschenk, das Jesus selbst gewähren kann.
"Stärke
unseren Glauben!"
Wir lehnen dein Wort nicht ab. Wir lehnen es
nicht ab, noch rebellieren wir gegen deine Aufforderungen. Wir lassen uns nicht
entmutigen, wenn wir sehen, wie weit wir von deiner Art zu leben entfernt sind,
und wenn wir die Lebensführung der Kinder Gottes sehen.
Aber komm du uns zu Hilfe!
"Stärke
unseren Glauben!"
Wir glauben bereits. Wir sind schon auf dem
Weg, der zum Vater führt. Wir haben schon angefangen, dein Wort ernst zu nehmen, und wir wollen
alles, was Du gesagt hast, ernst nehmen, aber wir haben
nicht die Kraft, es umzusetzen.
Dem Menschen ist es nicht gegönnt, das göttliche
Leben zu leben!
"Stärke
unseren Glauben!"
Das Geschenk Gottes ist groß, aber es reicht
nicht aus. Wir glauben, aber zu wenig. Sei freigebiger mit uns! Schenk uns einen
anderen Glauben, als ihn andere haben, einen größeren!
Jesus hört die Bitte der Zwölf und merkt, daß
in ihr eine Fülle von Gefühlen und Überzeugungen stecken: einige sind zu
tadeln, andere zu ergründen und wieder andere anzuerkennen.
Was Jesus an dieser Bitte am meisten gefällt,
ist ohne Zweifel die Demut, die sie ihnen in den Mund gelegt hat.
Den Demütigen schenkt Gott Gnade.
Die Gnade ist aber nicht eine Vermehrung des
Glaubens. Komisch! Jesus scheint nicht zu schätzen, daß der Glaube zunehmen muß.
Er muß - auch wenn wir sicher wären, daß er klein ist - geübt
werden.
Es ist eine Gnade zu wissen, daß unser Glaube
gering ist, daß er schwach ist.
Die Antwort Jesu ist die Wertschätzung für
den vorhandenen Glauben.
Er ist so lebendig, groß und mächtig, auch
wenn er klein ist - vergleiche das winzig kleine Senfkorn -, daß er göttliche
Werke tun kann.
Wenn du mit dem vorhandenen Glauben handelst,
auch wenn er dir klein erscheint, dann wirst du merken, daß Gott gegenwärtig
und am Werk ist.
Vertraue auf Gott, und es wird dir gelingen,
zu verzeihen, ein, zwei, drei ... sieben Mal am Tag!
Vertraue auf den Vater, und es wird dir
gelingen, die Mäßigkeit und die Armut mit Freude zu leben!
Vertraue auf den Vater, und es wird dir
gelingen, dich über die Rückkehr des auf Abwege geratenen Bruders zu freuen!
Vertraue auf den Vater, und es wird dir
gelingen, die Jungfräulichkeit und die Reinheit zu leben, die von deinem
Kind-Gottes-Sein verlangt wird!
Vertraue, befiehl dem Herrn deinen Weg!
Und die Pflanzen werden entwurzelt und die
Berge versetzt werden, um den Weg für die grenzenlose Liebe deines Gottes zu
bahnen.
Und dein Herz wird eins mit dem Seinen!
7.
"... damit ihr durch den Glauben das
Leben habt in seinem Namen."
(Joh
20,31)
Der Evangelist Johannes nennt den Grund,
weshalb er einige von den vielen Zeichen aufgeschrieben hat, die Jesus in seinem
irdischen Leben und nach seiner Auferstehung gewirkt hat. Sie sollen den Glauben
der Christen stärken.
"...
damit ihr glaubt, daß Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr
durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen."
Hier
ist der Glaube kurz zusammengefaßt: er bedeutet nicht, an einen Gott glauben,
er bedeutet nicht glauben, daß "Jemand" über uns steht; er ist kein
religiöses, unbestimmtes Gefühl; der Glaube ist also nicht der irgendeiner
Religion. Nicht jeder, der etwas glaubt, hat den Glauben. Glauben
heißt, daß Jesus der Christus ist,
der Sohn Gottes!
Hier heißt das Wort "glauben", etwas für richtig halten; bekennen, daß es
wahr ist, daß Jesus der Gesalbte Gottes ist, d.h., beauftragt und berechtigt,
in seinem Namen und mit seiner Kraft zu handeln.
Dieser Christus ist der Sohn Gottes; Er hat
mit Gott eine ganz nahe, eine Urbeziehung. Er ist der Eingeborene des Vaters,
wie derselbe Evangelist am Anfang seines Evangeliums schreibt. Der Sohn Gottes
ist Jesus; Er ist der Mensch, er ist der fleischgewordene Mensch, der gestorben
und auferstanden ist. Das ist der Inhalt des Glaubens, die erste und
grundlegende Nachricht, der wir zustimmen sollen.
Was nützt es? Wozu nützt es, daran zu
glauben? Was hat es für einen Zweck, an Jesus, den Christus, den Sohn Gottes,
zu glauben?
Derselbe Evangelist sagt es:
"...
damit ihr durch den Glauben das Leben habt."
Das ist der Glaube, der das Leben gibt.
Jeder andere Glaube gibt das Leben nicht.
Glaubst du an irgendeinen Gott? Du hast das
Leben nicht.
Glaubst du an Allah? Du hast das Leben nicht.
Glaubst du an den Gott der Zeugen Jehowas? Du
hast das Leben nicht.
Glaubst du an die heidnischen Götter? Du hast
das Leben nicht.
Glaubst du an den Gott Buddhas, wenn er einen
hat?
Du hast das Leben nicht.
Glaubst du an ein von dir selbst gemachtes
Bild von "Gott": den Gott "Arbeit", den Gott
"Geld", den Gott "Fortschritt"...?
Du hast das Leben nicht.
Bestenfalls glaubst du an den Gott des Alten
Testamentes, aber ohne die Erfüllung seiner Verheißungen? Du hast das Leben
nicht, so wie es die Pharisäer, die Jesus begegnet waren, nicht hatten.
Glaubst du an Jesus, den Gesalbten Gottes und
Seinen Sohn?
Dann hast du das Leben. Willst du es probieren? Um zu
verstehen, muß man probieren. Ich finde keine Worte, um es dir
zu erklären.
Sicher, ein Toter weiß nicht, was Leben ist.
Du kannst versuchen, es ihm zu erklären, aber er wird es nicht verstehen. Ich
weiß, daß ich wie... tot war, solange ich mich nicht klar und bewußt auf
Jesus eingelassen habe.
Der Glaube, den ich hatte, zwang mich, mit
Ehrlichkeit, Reinheit und Aufrichtigkeit zu handeln. Der Glaube an Gott zeigte
mir meine Sünden als schreckliche Taten und ließ mich oft und gerne schuldig
fühlen,
denn ich war unfähig, sie zu meiden.
Der Glaube an Gott verpflichtete mich,
engagiert, ja sehr engagiert zu sein, aber ich war auch traurig und angespannt,
in ständiger Anspannung wegen der Verpflichtungen, die mir der Glaube aufzwingt.
Welche Traurigkeit, an Gott zu glauben!
Es war ein Gott ohne Gesicht. Ja er war der
einzige Gott, der Gott aller, der Gott seit Ewigkeit, aber er ließ mich als
immer untreues Geschöpf fühlen. An Gott glauben - der Tod! Ich verstehe, warum
viele nicht an Gott glauben wollen. Und jetzt sage ich auch niemanden, du mußt
an Gott glauben. Ich glaube an Jesus,
den Christus, den Sohn Gottes!
Wenn ich an Jesus glaube, fühle ich mich
geliebt, gewollt, erwünscht.
Wenn ich an Jesus glaube, fühle ich in mir
einen anderen Atem, ein anderes Leben.
Und wenn ich an IHN glaube, fühle ich eine
schöne und tiefe Gemeinschaft mit Demjenigen, der mir sagt, daß er auch an Ihn
- den Vater - glaubt. Wenn ich an Jesus glaube, weiß ich, daß ich Kind bin; daß
ich einen Vater habe, der mir Vertrauen schenkt, der mein Leben, meine Arbeit,
mein Ruhen schätzt.
Wenn ich an Jesus glaube, entdecke ich das
Angesicht Gottes, so daß ich Ihn nicht mehr Gott nenne, sondern "Papa".
Der Glaube an Jesus Christus, den Sohn Gottes,
läßt mich in ein Leben eintreten, das ich als neu, wahr, tief und dauerhaft
erfahre; das wächst und unaufhörlich heranreift.
Wenn auch ich
ein Evangelium schreiben könnte, damit du
durch den Glauben das Leben hättest!
Aber das braucht es nicht, denn es ist schon
geschrieben, erklärt und mit Bildern erläutert.
Danke,
Herr Jesus Christus, Sohn Gottes,
für
das Leben, das ich bekomme,
durch
meinen Glauben an dich.
Ich
bin froh, dir das sagen
und
diesen Glauben erneuern zu können.
Er
verbindet mich mit all denen,
die
an dich, den von den Toten Auferstandenen, glauben.
Ich fühle
mich mit ihnen wie in einer Familie.
8.
"Als er ihren Glauben
sah..."
(Lk
5,20)
Jesus sieht
den Glauben.
Ich habe immer gedacht, daß der Glaube etwas
Unsichtbares sei, etwas, das im Herzen der Menschen verborgen bleiben kann.
Jesus sieht hingegen den Glauben von einigen
stillen Männern, die auf das Dach des Hauses gestiegen waren, in dem Jesus sich
mit Schriftgelehrten und Pharisäern bei einem wichtigen Gespräch unterhielt.
Jesus sieht, was ich nicht sehe; er sieht, was
die anderen Menschen nicht sehen.
Ist der Glaube also sichtbar? Sind meine Augen
blind?
Oder bin ich nicht gewohnt zu
"lesen", was die anderen nicht sehen?
Ich habe versucht, mit den Augen Jesu zu
schauen.
Jesus hat gesehen, wie jene Männer sich
bewegten, einige von ihnen gesund, ein anderer gelähmt.
Aus ihren Gesten hat er die Gefühle ihres
Herzens erkannt. Er hat "gesehen", in welche Beziehung sie zu ihm
treten wollten. Sie haben ihn gesucht, sie wollten um jeden Preis zu ihm
gelangen, um den Schwäch-sten und Ärmsten von ihnen zu ihm zu bringen.
Sie haben die Last getragen, sie haben sich
nicht geschämt. Sie haben sich nicht vor den Großen in Jerusalem geniert, noch
haben sie auf die Anstandsregeln geachtet: nämlich nicht zu stören, nicht zu
unterbrechen, nichts kaputt zu machen.
Jene Männer waren fest entschlossen, zu Jesus
zu gelangen, um Ihm konkret und sichtbar den Grund ihres Leidens und ihrer Not
vor Augen zu führen. In dieser Entscheidung, die von einer großen Hoffnung erfüllt
war, sah Jesus den Glauben.
Welchen Glauben hat Jesus "gesehen"?
Was bedeutet "Glaube" für ihn?
Jene Männer hatten nicht daran gedacht, ihren
Freund in die Synagoge, den Ort der Begegnung und des Gebetes, zu bringen. Sie
hatten auch an kein besonderes Gebet gedacht, noch an eine Wallfahrt nach
Jerusalem, um ein Opfer darzubringen.
Sie haben das Unmögliche versucht, um ihre
Last vor Jesus "abzulegen".
So haben sie den Glauben an ihn kundgetan: sie
haben auf IHN vertraut, mehr als auf das Gebet, mehr als auf die Synagoge, mehr
als auf die Riten im Tempel der Heiligen Stadt.
Mit ihrer Tat haben sie gezeigt, daß sie
Jesus, seinen Willen und sein Wort für die wahre Gegenwart des Gottes der Liebe
hielten, den Gott, der die Schwachen und Leidenden liebt.
Sie haben sich nicht geirrt.
Jesus hat gemerkt, daß sie zu Ihm in
Beziehung treten wollten, daß sie IHN schon in ihrem Geist und in ihrem Herzen
als Geschenk Gottes angenommen hatten.
Er hat gesehen, daß sie die feste Gewißheit
hatten, daß Gott den Leidenden gegenüber barmherzig, treu, mächtig,
menschenfreundlich, erbarmungsvoll und aufmerksam ist.
Sie erkannten, daß dieser Gott mit den Augen
Jesu sieht, daß er mit seinem Herzen liebt, mit seinen Lippen spricht, mit
seinen Händen wirkt.
Sie
glauben, daß Jesus Gegenwart Gottes ist, daß er GOTT ist.
Sie glauben, daß Gott Denjenigen unter sie
und für sie gesandt hat, der ihn vertritt.
Sie glauben, daß Gott sie nicht verlassen
hat, im Gegenteil, daß er sich ihnen in Jesus konkret genähert hat.
Jesus
hat ihren Glauben gesehen.
Sie haben den Mund nicht aufgemacht, und doch
hat Jesus ihren Glauben gesehen.
Bei ihrer Annäherung haben sie sich am Anfang
des Weges von Adam befunden: sie sahen Gott von Angesicht zu Angesicht, so als
ob sie sich von ihm nie entfernt hätten.
Indem sie sich so Jesus näherten, haben sie
die Gabe angenommen, die Gott den Menschen anbietet. Sie stehen Ihm von
Angesicht zu Angesicht gegenüber - demütig und aufnahmebereit.
Gott
ist wieder VATER für sie!
So muß Jesus anerkennen, daß die durch die Sünde
verursachte Entfernung ausgeschaltet worden ist.
Er "muß" zum Gelähmten sagen:
"Deine
Sünden sind dir vergeben",
so als ob er sagen würde: "Es gibt keine
Trennung mehr zwischen dir und Gott, denn du hast Sein Geschenk angenommen, du
hast Mich angenommen."
Jesus hat den Glauben gesehen und erklärt nun
dessen Folgen.
9.
"Durch ihn seid ihr zum Glauben an Gott
gekommen, der ihn von den Toten auferweckt und ihm die Herrlichkeit gegeben hat,
so daß ihr an Gott glauben und auf ihn hoffen könnt."
(1
Petr 1,21)
Der hl. Petrus spricht gerade vom "Lamm
ohne Fehl und Makel", Lamm also eines wohlgefälligen, vollkommenen,
von Gott angenommenen und erhörten Opfers.
Unser Glaube ist sein Werk!
Wir glauben, weil Jesus sich dem Vater als
Opfer dargebracht hat: unser Glaube ist die Folge dieses einzigartigen und
unwiederholbaren Aktes.
Unser Glaube ist nicht "unser"
Verdienst, ist nicht "unsere" Errungenschaft, nicht einmal, wenn es
uns sehr viel Mühe kostet, wenn wir ihn wirklich leben wollen.
Mein Glaube wächst auf dem Kalvarienberg.
Ich vertraue auf jenen Gott, auf den Jesus am
Kreuz vertraut hat. Ich vertraue mich jenem Gott an, in dessen Hände Jesus am
Kreuz seinen Geist gelegt hat. Ich habe Gott kennengelernt und erfahren, Ihm
wirklich zu vertrauen, als ich begann, Jesus als Lamm anzusehen und zu
betrachten.
Wenn ich jetzt zu Gott sagen kann:
"Du
bist mein Vater",
dann ist es das Verdienst Jesu. Wenn ich mich
in Schwierigkeiten an Gott wende und auf sein Wirken und auf seine Macht baue,
dann ist es wiederum das Verdienst Jesu.
Ich kenne Gott durch Jesus, und ich verlasse
mich auf ihn wegen Jesus.
"Durch
ihn seid ihr zum Glauben an Gott gekommen."
Mein Glaube ist kostbar, denn er entspringt am
Kreuz Jesu, aus seiner durchbohrten Seite.
Ich liebe meinen Glauben, denn er ist die
Frucht jenes Lebensbaumes, der vom Blut meines Herrn getränkt ist.
Ich kann mich meines Glaubens rühmen, aber
ich kann mich weder rühmen, daß ich glaube, noch daß ich Gott und die
Geheimnisse seines Willens und seiner Liebe kenne.
Mein
Glaube ist ein Geschenk.
Jesus hat sein Blut vergossen, um mir dieses
Geschenk anbieten zu können: das ist der Grund, warum ich den Glauben schätze.
Das Blut Jesu! Oder besser, das Blut des
Leibes Christi!
Jesus hat mit seinem Blut das Werk vollendet,
aus dem der Glaube, den ich empfangen habe, entspringt. Aber dann ist auch das
Blut des Leibes Christi, d.h. all seiner Glieder, dazugekommen, damit der Glaube
bis zu mir gelangen konnte.
Dessen waren sich die Apostel bewußt.
Der hl. Paulus schreibt ganz deutlich: "Ich
freue mich über die Leiden, die ich für
euch ertrage und ergänze an meinem Leib, was dem Leiden Christi
noch fehlt...".
Paulus' Leiden sind für ihn Leiden des Leibes
Christi. Jesus hat uns durch seinen Tod schon erlöst, und sein Tod hat über
die Sünde gesiegt, d.h. über die Entfernung, die uns vom Vater trennt.
Aber damit dieser Sieg mich erreichen und mich
miteinbeziehen konnte, brauchte es folgendes: die von den Aposteln erlittenen
Bedrängnisse, das Opfer der Märtyrer, das Fasten und die Nachtwachen der
Asketen, die Mühen der Priester, die Treue und Geduld sowie das Erbarmen meiner
Eltern, ihr Bemühen um religiöse Weiterbildung, um dem kleinen Bub die großen
Kenntnisse zu vermitteln, die das Leben tragen.
Wie zahlreich sind die Leiden Christi, die von
seinem Leib (der Kirche) getragen und aufgeopfert wurden.
Das Gnadengeschenk - von Jesus am Kreuz
erworben - durchläuft noch immer die Straßen der Welt mit den Füßen jener,
die sich mit ihm und für ihn in einem ständigen Liebesopfer darbringen.
Es ist ein Opfer, das von einem immer
brennenden Feuer aufsteigt, auf dem - wie wohlriechender Weihrauch - die Glieder
des Leibes Christi verbrennen.
Wie
kostbar ist mein Glaube!
Welch hoher Preis wurde für ihn bezahlt,
damit er vom Kalvarienberg in Jerusalem bis zu mir her gelangen konnte!
Ich liebe meinen Glauben:
den Glauben der Apostel und Märtyrer, den
Glauben der Heiligen, den Glauben der einzig wirklich treuen Kirche.
10.
"Einige schlossen sich ihm an und wurden
gläubig."
(Apg
17,34)
Dionysius und Damaris und einige andere hatten
wirklich Mut, den Glauben an Jesus, den von den Toten Auferstandenen,
anzunehmen. Sie hatten den Mut, sich von allen anderen, von den Weisen und Großen,
von den wichtigen Personen in Athen, zu unterscheiden.
Solange der hl. Paulus von den Göttern und
vom unbekannten Gott, vom großen Gott, dem Schöpfer aller Dinge und Menschen,
der uns näher ist als wir uns selbst, in dem wir leben und uns bewegen, redete,
hörten ihm alle zu.
Solange es sich nur darum handelt, die
Erfahrungen und die Werke der Menschen zu betrachten, zu bewundern und darüber
nachzudenken, sind alle dabei.
Aber als der Apostel anfängt, das Wort jenes
Gottes zu verkünden, dessen Wort das Handeln
der Menschen betrifft, um es zu ändern, dann schließen sich die Ohren,
zumindest im Moment.
"Darüber
wollen wir dich ein andermal hören."
Ein Gott, der redet, ein Gott, der ins Leben
der Menschen eingreift, obwohl er es nur tut, um ihn vom Tode wiederzuerwecken,
ist ein unbequemer Gott, ein Gott, den man lieber bis zu einer anderen
Gelegenheit zur Seite schiebt.
Für die Athener ist der Mensch jetzt gefragt. Gott darf nicht
den Raum des Menschen besetzen.
Paulus muß schweigen.
Die Großen und Weisen leugnen nicht, daß
Gott der Richter der Welt ist, aber sie vertragen nicht, daß er durch einen
Menschen urteilt, auch wenn jener von den Toten auferweckt worden ist. Für sie
muß das Urteil Gottes in Gesetzen und gescheiten Reden eingeschlossen sein und
nicht in dem Munde eines Menschen: nicht einmal wenn er auferweckt worden ist.
Den Weisen genügt ihre "Weisheit".
Dionysius und Damaris wurden hingegen gläubig.
Welches Wunder ist in ihnen geschehen? Sie
haben sich erniedrigt, sie haben ihr Leben nicht mehr ihrer Weisheit anvertraut,
sondern jenem Jesus, der gerade als der von Gott eingesetzte Richter verkündigt
wurde. Sie haben sich selber für unwissend, ohnmächtig und als Sünder
betrachtet.
Paulus hatte nämlich gesagt:
"Gott,
der über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen
hat, läßt jetzt den Menschen verkünden, daß überall alle umkehren
sollen"
(Apg
17,30).
Obwohl sie Griechen waren, hatten sie die
Demut, sich für gleich zu halten wie die anderen und auch die Änderung der
Lebensweise zu brauchen wie die anderen.
Sie
wurden gläubig.
Der Glaube an die Götter, die sie früher
anbeteten, war kein Glaube. Erst jetzt werden sie gläubig.
Wenn Jesus in ihr Leben eintritt, werden sie
gläubig. Vorher waren sie in "der
Zeit der Unwissenheit".
Sie hatten wohl ihren "unbekannten Gott", dessen Name Paulus benützt, um vom
bekannten Gott zu sprechen. Sie hatten sogar Dichter mit Eingebungen über Gott,
die man teilen kann.
Es glänzten bereits die "Sterne" in
ihrer Nacht, aber die Nacht blieb finster: es war eben "die Zeit der Unwissenheit".
Wer Jesus nicht kennt, wer nicht an seine
Auferstehung von den Toten glaubt und sich nicht seinem Urteilsspruch
unterwirft, verharrt in "der Zeit der
Unwissenheit".
Ihr könnt mir sagen, daß einige Glaubensüberzeugungen
auf sehr alten Philosophien und Traditionen beruhen, die von sehr großen Völkern
herstammen, so daß sie den Titel "große Religionen" verdienen.
Aber weder das Alter, noch die Verbreitung
bewirken Wahrheit.
Ich stelle mich hinter Dionysius und Damaris,
ausgelacht zusammen mit Paulus, und glaube an die von Gott an Jesus gegebene
Bestätigung, nämlich ihn von den Toten aufzuerwecken, und ich lasse mich von
Seinem Wort richten.
Und ich liebe diesen Glauben: ein Wunder des
lebendigen Gottes!